Tucholskys bekannte Erzählung startet mit einem fiktiven Briefwechsel zwischen dem berühmten Autor und seinem ebenso berühmten Verleger Ernst Rowohlt. Bereits hier wird dem Leser klar: alles Kommende wird halb Spaß, halb Ernst sein. Eine “heitere Liebesgeschichte” soll geschrieben werden und noch sträubt sich der Kurt noch, mehr Geld will er sowieso haben.
Der Erzähler fährt mit seiner Freundin, die er nur “die Prinzessin” nennt in den Urlaub nach Schweden. Unspektakulär sind sie auf der Überfahrt und der Suche nach einer Bleibe, bis sie sich in einer Wohnung, die zum Schloss Gripsholm gehört, niederlassen. Hier empfangen sie Besuch von einem seiner Kameraden und einer Freundin der Prinzessin. Zweiter Erzählstrang ist die Rettung eines Kindes vor der bösen Erzieherin eines Kinderheims in der Nähe.
Kurz, knapp, aber eigentlich alles drin (in meiner Zusammenfassung).
Ich hatte das Buch bereits vor Jahren auf Empfehlung meiner werten Frau Mama im Urlaub zu lesen begonnen. Eine heitere Liebesgeschichte im sonnigen Schweden während ich den Sommer auf der anderen Seite der Ostsee verbrachte und doch habe ich damals abgebrochen. Und beinahe hätte ich die, recht kurze Geschichte erneut nicht zu Ende gelesen. Doch diesmal wachte nicht meine Mutter über den Fortschritt, sondern ich hatte mit Tobi (www.texteundbilder.com) auf dem Weg zur Arbeit ausgemacht im Rahmen eines “Mini-Lesekreises” testweise ein kurzes Buch parallel zu lesen und getrennt voneinander zu rezensieren, allerdings ohne vorher Rücksprache über Inhalt oder Gefallen des Buches zu halten. Das war gut so! Schleppender Start, teilweise etwas müde Entwicklung, ABER Tucholsky ist ein Sprachkünstler. Manche Aussprüche des männlichen Besuch sind vielmehr derbe Zoten, eine ziemlich deutlich beschriebene Dreiecksbeziehung mit dem weiblichen Besuch für damalige Verhältnisse (1931!) sehr gewagt, Tucholskys Beobachtungsgabe und seine Ironie sind großartig. Die Zoten Karlchens, der erste Besucher, speziell sein Lausbubenhumor sind großartig und in der Sprache des Autors kann auch ein Zitat Karlchens wie:
Man kann den Hintern schminken, wie man will (…) es wird kein ordentliches Gesicht daraus.
große Kunst sein.
Alles in allem eine Leseempfehlung für den, der Freude an pointierten Witz hat und dafür auch mal die anfänglich etwas träge Einleitung, bis mein Held Kerlchen die Bühne betritt, in Kauf nimmt.
Tucholsky wird wohl auch deshalb so häufig zitiert, weil er Dinge in wenigen Worten auf den Punkt bringen und jeder sich damit etwas anfangen kann.
“Die Gleichgültigkeit so vieler Menschen beruht auf ihrem Mangel an Phantasie.”
Jetzt lese ich Tobis Rezension und verlinke sie auch direkt.
Karlchen hat das letzte Wort:
„Mir ist diese Pfeifengeschichte immer sehr symbolisch vorgekommen … Ja. Aber wofür symbolisch: das habe ich vergessen.“ Wir schwiegen, tief sinnend.
„Ist doch albern!“ – Grandioser Einstieg. ‚Nuff said.
War natürlich ein geklautes Zitat von Helge.