Selten hat einer der großen Publikumsverlage ein solches Projekt angefasst. „S – Das Schiff des Theseus“ wurde von Doug Dorst gemeinsam mit J.J. Abrams entwickelt und ist ein Gesamtkunstwerk, vor allem aber eine Feier des gedruckten Buchs.
Versiegelt in einem Schuber befindet sich der Bibliotheksband, den sich in den Randbemerkungen zwei Leser gemeinsam erschließen. Während die eigentliche Geschichte von „S“ hierzu parallel läuft und man selbst als Leser als vierte Person beteiligt ist.
Neben den vielen „handschriftlichen“ Anmerkungen besticht „S“ durch eine unglaubliche Liebe zum Detail: vergilbte Seiten …
.. eingelegte Gegenstände wie Postkarten, Fotos, eine beschriebene Serviette…
… der Stempel der Bibliothek …
… und die Ausleihvermerke.
Vor lauter Informationen weiß an manchmal gar nicht welche Handlungsstrang man folgen möchte.
Allein die Arbeit der Gestaltung jeder einzelnen „Einlegeware“ plus deren manuelles Einlegen, lassen den Kaufpreis von 45 € als Schnäppchen erscheinen.
Bestimmt mache ich mir keine Freunde. Egal. Auf mich wirkt das leider kitschig. Dabei gebe ich zu, dass ich das Buch nicht in den Händen hielt. Für Hersteller, Layouter und Grafiker bestimmt ein Spass. Für das Beistelltischchen eine Zierde, wenn es zum Vollholzinterieur passt. Diese künstliche Vergilbung wurde doch für Waldschrade und Bibliophile mit Milbenallergie entwickelt. Die würden den Antiquariatsbesuch ohne Atemmaske ja nicht überleben. Bestimmt Kiepenheuers Herstellungspraktikantin auch Buchmuff entwickelt und zwischen die Seiten gesprüht.
Über Literatur kann man ja immer Abenteuer erleben, ohne sich die Gesundheit zu ruinieren, aber muss man wirklich Leseabenteuer simuliert bekommen? Vielleicht strahlt ja ein wenig von der übertriebenen Aufmerksamkeit für dieses Buch auf die grandiose Breite der Künstlerbuchszene ab…
Lieber Wolf,
genau das was Du sagst, ist mir auch durch den Kopf gegangen. Der Künstlerbuchmarkt, aber auch dieser voller wunderbar hergestellter Bücher, ist groß, voller kleiner Verlage, die täglich solche und auch noch schönere Bücher herstellen. Das Besondere ist hier aber, dass ein Publikumsverlag eine Auflage von 100.000 druckt und einem so gestalteten Buch damit eine solche Plattform bietet, insofern ist das doch hoffentlich wirklich ein Anstoß, von dem die Künstlerbuchszene noch profitieren kann.
Vielleicht denke ich zu klein, wenn ich davon ausgehe, dass die im besten Fall 100.000 x 45 € dann verloren sind für den Markt, in dem Leute sich vergleichbar ambitionierte Bücher ohne Kitsch zwischen den Rippen herausschneiden. Vermutlich berührt das eine das andere ohnehin nicht.
Die meisten Blogs über Literatur enttäuschen mich in diesem Zusammenhang einfach. So wenig wird abseits des Mainstreams geschürft und so gefügig aus den Händen der großen (Konzern-)Verlage gefressen. Diese krasse Ökonomisierung wird mir auch nicht sympathischer, wenn es nicht um Goldtaler, sondern um Klicks geht. Wie oft manche Blogger beteuern, dass sie nur Aufmerksamkeit für Literatur erwecken wollen, wo es letzten Endes doch meist primär um Vorteile für die eigene Person geht. Dann wird strategisch besprochen, strategisch geliked, sich strategisch an Debatten und Pseudodebatten beteiligt. Es gab Zeiten, in denen hat man sich hochgeschlafen. Aber heutzutage liked man sich hoch. In diesem Sinne: Es lebe die Abschweifung!
Ich freue mich riesig auf das Buch. Ich liebe schöne gut gemachte Bücher, ob nun aus kleinen Verlagen oder großen. Bin nur noch nicht sicher, ob ich mir die deutsche oder englische Ausgabe hole ….
Bestimmt mache ich mir keine Freunde. Egal. Auf mich wirkt das leider kitschig. Dabei gebe ich zu, dass ich das Buch nicht in den Händen hielt. Für Hersteller, Layouter und Grafiker bestimmt ein Spass. Für das Beistelltischchen eine Zierde, wenn es zum Vollholzinterieur passt. Diese künstliche Vergilbung wurde doch für Waldschrade und Bibliophile mit Milbenallergie entwickelt. Die würden den Antiquariatsbesuch ohne Atemmaske ja nicht überleben. Bestimmt Kiepenheuers Herstellungspraktikantin auch Buchmuff entwickelt und zwischen die Seiten gesprüht.
Über Literatur kann man ja immer Abenteuer erleben, ohne sich die Gesundheit zu ruinieren, aber muss man wirklich Leseabenteuer simuliert bekommen? Vielleicht strahlt ja ein wenig von der übertriebenen Aufmerksamkeit für dieses Buch auf die grandiose Breite der Künstlerbuchszene ab…
Lieber Wolf,
genau das was Du sagst, ist mir auch durch den Kopf gegangen. Der Künstlerbuchmarkt, aber auch dieser voller wunderbar hergestellter Bücher, ist groß, voller kleiner Verlage, die täglich solche und auch noch schönere Bücher herstellen. Das Besondere ist hier aber, dass ein Publikumsverlag eine Auflage von 100.000 druckt und einem so gestalteten Buch damit eine solche Plattform bietet, insofern ist das doch hoffentlich wirklich ein Anstoß, von dem die Künstlerbuchszene noch profitieren kann.
In diesem Zusammenhang sei auch empfohlen https://besondersbuch.wordpress.com/
(Dein Einwand zum Kitsch ist auch gar nicht so falsch. Wir befinden uns sicher an der Grenze.)
Vielleicht denke ich zu klein, wenn ich davon ausgehe, dass die im besten Fall 100.000 x 45 € dann verloren sind für den Markt, in dem Leute sich vergleichbar ambitionierte Bücher ohne Kitsch zwischen den Rippen herausschneiden. Vermutlich berührt das eine das andere ohnehin nicht.
Die meisten Blogs über Literatur enttäuschen mich in diesem Zusammenhang einfach. So wenig wird abseits des Mainstreams geschürft und so gefügig aus den Händen der großen (Konzern-)Verlage gefressen. Diese krasse Ökonomisierung wird mir auch nicht sympathischer, wenn es nicht um Goldtaler, sondern um Klicks geht. Wie oft manche Blogger beteuern, dass sie nur Aufmerksamkeit für Literatur erwecken wollen, wo es letzten Endes doch meist primär um Vorteile für die eigene Person geht. Dann wird strategisch besprochen, strategisch geliked, sich strategisch an Debatten und Pseudodebatten beteiligt. Es gab Zeiten, in denen hat man sich hochgeschlafen. Aber heutzutage liked man sich hoch. In diesem Sinne: Es lebe die Abschweifung!
Meine letzten Sätze waren übrigens nicht als Vorwürfe an dich gedacht. Eher ins Blaue gemosert. Das schaue ich mir jetzt an: Mosereien.
Ich freue mich riesig auf das Buch. Ich liebe schöne gut gemachte Bücher, ob nun aus kleinen Verlagen oder großen. Bin nur noch nicht sicher, ob ich mir die deutsche oder englische Ausgabe hole ….