Autor: Cordula Kehr

Finanzbetrug mit Geistern – Emily St. John Mandels ‚Das Glashotel‘

von Cordula Kehr

Hochstapler sind prädestiniert für Literatur. Davon zeugen das ganze Genre des Schelmenromans oder kanonische Figuren wie Tom Ripley und Felix Krull. Die großen Betrüger der Gegenwart sind aber weniger Dandys als Broker, sie arbeiten nicht im Luxushotel, sondern im Büro und machen Anlageberatung. Ein solcher Finanzbetrüger und seine Betrugsmasche stehen im Zentrum von Emily St. John Mandels gerade erschienenem Roman Das Glashotel, dessen Handlung vom Fall Bernie Madoff inspiriert wurde. Madoff führte jahrzehntelang ein gigantisches Ponzi Scheme, mit dem er an die 5.000 Menschen schädigte und für das er 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt wurde. Mandel erzählt die Geschichte eines globalen Finanzskandals und einer jungen Frau, die an einen Betrüger gerät.

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Zwischen Bestseller und Special Interest – Carmen Machado im Spannungsfeld queerer Literatur

von Cordula Kehr

 

Im Mai sendete This American Life eine Podcastfolge mit dem Titel Stuck. Die Episode besteht wie immer aus mehreren Geschichten – diesmal von Menschen, die das Gefühl haben, sich in einer ausweglosen Situation zu befinden. Eine dieser Geschichten ist ein Kapitel aus Carmen Maria Machados Memoir In the Dream House (2019). Darin erzählt Machado von dem Gefühl, in einer gewaltvollen Beziehung gefangen zu sein – als interaktives Chose-Your-Own-Adventure, bei dem jede Entscheidung, also jeder Sprung auf die nächste Seite, nur im Kreis herumführt. Weiterlesen

Unsichtbare Frauen – Was Daten nicht erzählen

von Cordula Kehr 

 

Die Beobachtung ist eigentlich nicht neu: der prototypische Mensch ist männlich – Frauen sind das Andere, das atypische Geschlecht. Die westliche Kulturgeschichte ist geprägt von diesem Männerzentrismus und die feministische Kritik an ihm füllt inzwischen auch eigene Bibliotheken. Allerdings – und hier setzt Caroline Criado-Perez‘ Buch Unsichtbare Frauen an – hat sich in unserer von Daten beherrschten Welt der Kontext verändert, in dem die Perspektiven und Bedürfnisse von Frauen übersehen und übergangen werden: Big Data hat eine geschlechterbezogene Datenlücke. Sie ist sowohl Ausgangspunkt als auch Folge der Diskriminierung von Frauen.  Weiterlesen