von Maximilian John
Der Investor und Frank-Schirrmacher-Preisträger Peter Thiel gehört zu den kontroversesten Figuren des Silicon Valley – eine echte Leistung, in einer um Kontroversen nie verlegenen Szene, in der Menschen wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk quasi täglich für neuen Gesprächsstoff sorgen. Umso überraschender scheint es, dass es bis zum letzten Jahr an gründlichen Auseinandersetzungen mit der Figur Peter Thiel weitestgehend mangelte: Das umfangreichste Buch war eine oberflächliche Biographie von Thomas Rappold aus dem Jahr 2017. Diese Leerstelle füllt nun die Biographie von Max Chafkin mit dem Titel „The Contrarian“, die bereits im vergangenen Winter erschienen ist. Der Titel bezieht sich dabei auf das beliebte Narrativ Thiel als „Contrarian“ zu betrachten, das von Thiel und seinem Umfeld kultiviert und in der Berichterstattung über ihn viel zu oft und viel zu schnell übernommen wurde. Dass Thiel die über ihn zirkulierenden Narrative so stark kontrolliert, gehört dann auch zu den zentralen Erkenntnissen des Buches.
Die erste Frage müsste deshalb auch lauten: Zu welchen Strukturen verhalt sich Thiel als Contrarian? Neben vermeintlich risikoreichen Investitionen wird hier im Buch vor allem seine Ablehnung des US-amerikanischen Hochschulsystems genannt. Seine ablehnende Haltung ist dabei zwar stärker als gewöhnlich, steht aber keineswegs im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung im Silicon Valley. Genau wie andere Menschen aus dem Tech-Bereich bewegt er sich in einem widersprüchlichen Spannungsverhältnis, das Adrian Daub in einem Kapitel seines Buches “What Tech Calls Thinking” zum Mythos des “Dropouts” analysiert: Er nimmt einerseits das Prestige an, das die Uni mit sich bringt, und stellt gleichzeitig eine Ausbildung dort als überflüssig dar. Der größte Unterschied zu Figuren wie Zuckerberg oder auch der mittlerweile verurteilten Theranos-Gründerin Elizabeth Holmes ist, dass er im Gegensatz zu ihnen das Studium abgeschlossen hat – und sogar für ein Semester als Dozent nach Stanford zurü…