von Amanda Godwins
„Afrika ist reich an Mythologie und Märchen. Wie kommt es, dass sie in keinem einzigen Fantasybuch vorkommen?“ Diese Frage stellte sich Hawa Mansaray kurz bevor sie begann, Afrofantasy zu schreiben, ein Genre, das Schwarze Protagonist*innen und afrikanische Kulturen feiert. Im Gespräch mit der Autorin wurde deutlich, dass Afrofantasy ein vielversprechendes Phänomen ist, das kreativ gegen rassistische Unterdrückung vorgeht.
Obwohl Afrofantasy in den USA schon längst ein breitenwirksames Phänomen ist, findet man noch keine offiziellen Definitionen; nicht einmal einen Wikipedia-Artikel gibt es bis jetzt. Hawa Mansaray beschreibt Afrofantasy als „Subgenre der Fantasy-Fiktion, in dem es grundsätzlich darum geht, die Welt durch eine Schwarze Linse zu betrachten und/oder neu zu erfinden. Afrofantasy basiert auf den Mythen, Überlieferungen und der Magie afrikanischer Kulturen und der Schwarzen Erfahrung oder wird von ihnen inspiriert. Die Handlung spielt entweder in einer Fantasy-Version von Afrika, einem von Afrika inspirierten Fantasy-Setting oder in einem von der afrikanischen Diaspora-bevölkerten Land“.
Überwiegend Frauen, oft mit westafrikanischem Hintergrund, schreiben Afrofantasy, zu den bekanntesten zählen die englischsprachigen Autorinnen Nnedi Okorafor, Reni K. Amayo, und Tomi Adeyemi. Hawa Mansaray selbst ist eine der bis jetzt noch wenigen deutschsprachigen Autorinnen des Genres. Geboren ist sie in Sierra Leone, aufgrund des Bürgerkriegs musste ihre Familie jedoch als sie zwei Jahre alt war nach Deutschland flüchten, wo sie bis heute lebt. Mit nun 28 Jahren hat sie bereits die beiden Urban-Fantasy-Romane Malakhim – Engelserwachen und im Malakhim – Widerstand veröffentlicht.
„Afrofantasy zu schreiben habe ich erst nach der Veröffentlichung meiner beiden Urban-Fantasy Bücher im Talawah Verlag begonnen“, erzählt sie. „Und das auch nur, nachdem ich das erste Mal in meine Heimat gereist war und meine Großmutter mir jeden Abend von den Märchen, Sagen und Mythen meines Volkes erzählt hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich einen relativ schwachen Bezug zu meiner Herkunft und zu allem, was mit Afrika zusammenhängt. Schuld daran war nicht nur mein mangelndes Interesse, sondern oder vor allem auch die negative Darstellung der afrikanischen Kulturen in Europa. Daher waren die Worte meiner Großmutter wie ein gefundenes Puzzle-Stück, das mich wieder intensiv mit meinen Wurzeln verband. Sie war der Anstoß, der mich dazu brachte, meinen eurozentrisch ausgeprägten Blickwinkel zu ändern und mich näher mit der Historie, den Bräuchen und Kulturen meines Landes zu befassen.“
Wieder in Deutschland angekommen, begann sie zu recherchieren und stieß wenig später auf die Begriffe Afrofantasy und Afrofuturismus, zwei Genres, die vor allem in den USA derzeit einen großen Boom erleben, in Deutschland jedoch deutlich weniger Aufmerksamkeit bekommen. Symptomatisch dafür ist die Tatsache, dass es bis jetzt noch wenige deutsche Übersetzungen von Werken der Afrofantasy gibt, doch auch das ändert sich immer mehr. Auf die Frage, ob sie glaube, dass Afrofantasy in den nächsten Jahren auch in Deutschland mehr geschrieben und gelesen werden wird, antwortete Hawa Mansaray: „Davon bin ich überzeugt. Afrofantasy und Afrofuturismus sind stark im Kommen. Das erkennt man vor allem daran, dass deutsche Publikumsverlage mehr und mehr Nutzungsrechte von Afrofantasy-Büchern aus dem Ausland erwerben, nicht nur weil die Nachfrage da ist, sondern auch weil sie in Deutschland zunehmende Beliebtheit erlangt.“
Afro ist nicht gleich Afro
Trotz der wachsenden Beliebtheit von Genres, werden die Texte oft nicht unter dem Begriff Afrofantasy vermarktet und besprochen. Die Rezeption der Erfolgsromans Children of Blood and Bone (2018) von Tomi Adeyemi ist ein Beispiel für diese Vernachlässigung des Begriffs. Der Roman schaffte es auf die SPIEGEL- und die New York Times- Bestsellerliste, soll bald verfilmt werden und gehört zu den wenigen Afrofantasy-Romanen, die ins Deutsche übersetzt wurden.
Obwohl Adeyemis Debütroman, der erste Teil einer geplanten Trilogie, so viel Resonanz erfahren hat, zeichnen sich viele Rezensionen des Romans durch eine begriffliche Hilflosigkeit aus. Es ist die Hilflosigkeit eines Literaturdiskurses, dem die Worte fehlen, um über eine Fantasy-Tradition außerhalb der westlichen Kultur zu sprechen. Am deutlichsten wird das in Besprechungen von Children of Blood and Bone, die den Roman gut gemeint in der Tradition des Afrofuturismus verorten, dessen prominentestes Beispiel wohl der Marvel Film Black Panther ist. Obwohl es einige Gemeinsamkeiten zwischen Afrofantasy und Afrofuturismus gibt – beispielsweise das Hinterfragen eurozentrischer Geschichtsnarrative und die antirassistische Gesellschaftskritik – ist Afrofuturismus deutlich näher an Science-Fiction als an Fantasy. Während es für die Newcomerin Adeyemi wohl auch eine Ehre darstellt, in einem Atemzug mit Octavia E. Butler und anderen Autor*innen des Afrofuturismus erwähnt zu werden, greift diese Zusammenstellung zu kurz und wird den Eigenheiten der jeweiligen Genres nicht gerecht. Casira Copes, Chefredakteurin von BLK INK, einem Online-Magazin, das sich spezifisch der Literatur Schwarzer Autor*innen widmet, sieht darin ein Anzeichen dafür, dass Texte Schwarzer Autor*innen oft vorschnell in einen Topf geworfen werden. „Niemand würde Harry Potter jemals mit einer Science-Fiction-Reihe verwechseln“, schreibt sie.
Mit ihrem Verweis auf Harry Potter gibt Copes einen wichtigen Kontexthinweis für die Lektüre von Children of Blood and Bone, denn Adeyemi wurde in der Literaturkritik unter anderem als nächste J.K. Rowling bezeichnet. Abgesehen davon, dass es sich dabei wieder um eine vereinfachende Betrachtung der Autorin durch die westliche Brille handelt, ist es auch deshalb ironisch, weil es die ambivalente Beziehung Adeyemis zu Rowlings Werk verkennt. In einem Interview mit der Teen Vogue erzählte Tomi Adeyemi, dass ihr Roman auch eine Reaktion auf die Kontroverse um das Theaterstück Harry Potter and the Cursed Child (2016) sei. Es hatte nach der Premiere einen Aufschrei unter Harry Potter Fans gegeben, weil die Rolle der Hermione mit einer Schwarzen Schauspielerin besetzt worden war. Rowling ist für die Debatte vor allem deshalb mitverantwortlich, weil ihre Harry Potter Reihe eben keine eindeutig Schwarzen Hauptcharaktere beinhaltet. Dem setzt Adeyemi ein entschiedenes Bekenntnis zu Schwarzen Protagonist*innen entgegen.
Das Gleiche in Schwarz?
Ein weiterer Kurzschluss in der Rezeption von Afrofantasy ist die Annahme, dass es sich lediglich um eine Variation westlicher Fantasy handle, mit dem Unterschied, dass die Charaktere eben Schwarz seien. Doch allein die Existenz Schwarzer Charaktere wäre schon an sich ein nicht zu unterschätzender Fortschritt für das Fantasy-Genre. Es bringe ihr Blut zum Kochen, sagte Tomi Adeyemi The Guardian, dass es in westlicher Fantasy ohne Probleme eine Königin der Drachen geben könne, aber auf gar keinen Fall eine Schwarze Person. Afrofantasy verfährt radikal anders: Die Hautfarben in Children of Blood and Bone beispielsweise werden vielfältig als Sandstein, Kupfer-, Kokosnuss- und Mahagoni-Hautfarben beschrieben. Hautfarbe zu benennen und nicht einfach als weiß vorauszusetzen ist eine Kunst, die kanonische Autor*innen des Westens oft nicht beherrschen; Weißsein ist meist der Status Quo, während auf andere Hautfarben konkret hingewiesen werden muss, als wären sie Abweichungen von einer Norm.
Allein durch diese weitreichenden Implikationen, die die Wahl Schwarzer Hauptfiguren hat, wird eine wichtige Facette der Afrofantasy deutlich, der die verkürzten Darstellungen nicht gerecht werden: Das Genre ist vor allem ein politisches Statement, ein Angriff auf eurozentrische Perspektiven auf Kultur und Geschichte. Der Bezug zu afrikanischen Kulturen in Werken wirkt der verbreiteten Falschannahme entgegen, dass Afrika keine erzählenswerte Geschichte vor der Kolonisierung habe. Schließlich versäumen deutsche Schulen es, die Schüler*innen darüber zu informieren – der afrikanische Kontinent wird meist im Zusammenhang mit Kolonisation und Sklavenhandel oder eben hungernden Kindern und Krieg erwähnt. Auf die Frage, was vor der Kolonisation eigentlich in Afrika los gewesen sein soll, welche Königreiche, Völker, Sprachen und Schriftsysteme es gab, können frischgebackene Abiturient*innen wohl kaum spontan antworten.
Doch auch wenn allein die Existenz Schwarzer Protagonist*innen eine Erwähnung wert ist, widerspricht Hawa Mansaray den Stimmen, die Schwarze Charaktere als einzige Besonderheit der Afrofantasy ansehen entschieden: „Afrofantasy ist so viel mehr als das. Durch Afrofantasy erhalten wir ausführliche Darstellungen Schwarzer Kulturen und Konzepte von Schönheit, die traditionelle afrikanische Merkmale feiern. Das Genre bietet uns spirituelle Systeme, die die afrikanische Relevanz von Folklore und Darstellungen von Göttern und Göttinnen ehren. Es bietet uns Charaktere, deren Macht und Fähigkeiten durch ihr Erbe und ihre Abstammung verstärkt werden, anstatt dadurch eingeschränkt zu werden.“
Viele Texte der Afrofantasy zeichnen sich außerdem durch einen positiven Umgang mit den verschiedenen Varianten afrikanischer Spiritualität aus – anders als Literatur und Filme (selbst Nollywood-Filme), die indigene spirituelle Praktiken oft nur als Werkzeug darstellen, um anderen Menschen hinterhältig Schaden zuzufügen. Hawa Mansaray sieht das im Zusammenhang mit einem gesellschaftlichen Umbruch: „Afrofantasy kommt ausgesprochen gut an, was beweist, dass innerhalb der afrikanischen Community eine Veränderung stattfindet. Koloniale Denkweisen verlieren an Macht, immer mehr junge Afrikaner und Afrikanerinnen legen ihre Religion ab und kehren zu den spirituellen Systemen ihrer Ahnen zurück. Afrofantasy und Spiritualität sind jedoch keine Synonyme. Afrofantasy kann Teile einheimischer afrikanischer Spiritualitäten enthalten, muss sie aber nicht. Tomi Adeyemi verknüpft beispielsweise die Spiritualität der Yoruba mit dem Afrofantasy-Genre und hat Erfolg damit. Marlon James konzentriert sich in seinem Buch Schwarzer Leopard, roter Wolf hauptsächlich auf die afrikanischen Märchen und Sagen, ohne tiefer auf die indigene Spiritualität einzugehen. Fantasy-Bücher, in denen hauptsächlich oder ausschließlich die Spiritualität der Afrikaner vorkommen, werden von Autorinnen wie Nnedi Okorafor explizit als ‚African Jujuism‘ bezeichnet.“
Wer um Adeyemis Charaktere weint, sollte auch um George Floyd weinen
Tomi Adeyemis Children of Blood and Bone ist ein herausragendes Beispiel für Afrofantasy als komplexes politisches Statement. Der Roman spielt im Königreich Orïsha, benannt nach dem Sammelbegriff für die Göttinnen und Götter der Yoruba. Bezeichnenderweise werden Himmel und Erde in Adeyemis fiktiver Welt nicht von Gott dem Vater, sondern von der Himmelsmutter erschaffen, die auch die Menschen nach ihrem Ebenbild gestaltet. Sie und die anderen Orishas stehen am Ursprung einer Welt, die mit dem Eurozentrismus bricht. Das zeigen nicht zuletzt die Anleihen bei der Wortwahl der biblischen Schöpfungsgeschichte, die dann durch Yoruba-Gottheiten kontrastiert werden.
Unter den Menschen im Königreich herrscht eine gesellschaftliche Hierarchie, in der die höhergestellten Kosidán die Gruppe der Divîner diskriminieren. Die Divîner sind mit magischen Kräften begabt, die ihnen aber auf grausame Weise von den Soldaten der Kosidán-Monarchie entzogen werden. Auch die Mutter der Protagonistin Zélie, einer jungen Divînerin, fällt dem Massenmord der Regierung zum Opfer. Übrig bleiben nur diejenigen, deren magische Fähigkeiten sich noch nicht manifestiert haben. Gefangen in ihrer Machtlosigkeit erleben die Divîner täglich Ausgrenzung, Gewalt und Hass. Die Situation wird dadurch verschlimmert, dass sie durch ihr Aussehen sofort identifiziert werden können. Sie haben schneeweißes Haar, das ihnen die abwertende Bezeichnung „maggots“ – Maden – einbringt, ein Schimpfwort das auffällige klangliche Ähnlichkeiten mit dem englischen N-Wort hat.
Die Gewalt, die die Divîner durch Regierungsbeamte und Soldaten erfahren, hat einen klaren Gegenwartsbezug. „Jede Gewaltszene im Buch basiert auf echtem Filmmaterial“, erklärte Adeyemi im Interview mit The Guardian. Beispielsweise beruht eine Szene, in der Zélie von einem Wachmann angegriffen wird, auf dem 2015 kursierenden Video eines weißen Polizisten, der eine junge Afroamerikanerin bei einer Poolparty in Texas brutal zu Boden drückt. Zélie bringt den Machtmissbrauch der königlichen Wachen auf den Punkt: „The only difference between them and criminals is the uniform they wear“ – das Einzige, was sie von Kriminellen unterscheidet, ist ihre Uniform.
Für Zélie kommt ein erster Hoffnungsschimmer auf, als eine magische Schriftrolle im Königreich an Land gespült wird. Nach elf Jahren brutaler Unterdrückung sieht sie erstmals eine Chance, die Magie in das Königreich zurückzubringen und damit zumindest eine Chance für die Divîner, sich zur Wehr zu setzen. Wieder kommt eine Anspielung auf die Black Lives Matter-Bewegung hinzu, denn erstmals zu spüren, wie Magie durch ihre Adern fließt, fühlt sich für Zélie und mehrere andere Charaktere so an, als könnten sie zum ersten Mal in ihrem Leben richtig atmen. Dem gegenüber entspricht der Verlust der magischen Fähigkeiten und damit die Auslieferung an die Willkür der Kosidán dem Gefühl des BLM-Slogans „I can’t breathe“.
Wer die Gesellschaftskritik und die Bezüge zur Black Lives Matter-Bewegung in Children of Blood and Bone während der Lektüre noch nicht identifiziert hat, kommt spätestens im Nachwort der Autorin nicht mehr daran vorbei. Obwohl das Reiten auf riesigen, fliegenden Löwen und das Ausführen heiliger Rituale im Bereich der Fantasie liegen, erklärt Adeyemi darin, sind all der Schmerz, die Angst, die Trauer und der Verlust in ihrem Buch real. Sie hat ihren Debütroman in einer Zeit geschrieben, als sie immer wieder die Nachrichten einschaltete und Geschichten über unbewaffnete Schwarze Männer, Frauen und Kinder hörte, die von der Polizei erschossen wurden. Sie fordert die Leser*innen auf: Wenn die Geschichte des Romans sie in irgendeiner Weise berührt hat, sollen sie nicht innerhalb des Textes bleiben, sondern in der realen Welt aktiv werden. Wer über das Leid ihrer Charaktere geweint hat, soll auch über die Opfer der Polizeigewalt in den USA weinen. Adeyemi nennt die Opfer bei ihren Namen: Jordan Edwards, Tamir Rice, Aiyana Stanley-Jones, Philando Castile. Das war 2018. 2021 ließen sich wieder zahlreiche Namen hinzufügen.
Die Debatte wird nicht lange auf sich warten lassen
Wie sehr Afrofantasy am Puls seiner Zeit ist, zeigen die Reaktionen der Leser*innen mehr als deutlich. Hawa Mansaray berichtet von ausschließlich positiven Reaktionen: „Die Leser*innen wollen Neues lesen und Afrofantasy bietet ihnen genau das, wonach sie suchen. Da die Mainstream-Vorstellungen von Fantasy fast ausschließlich Produkte des Eurozentrismus sind, von den Schauplätzen über die magischen Systeme bis hin zu den Fantasy-‚Rassen‘, und es für Genres wie Afrofantasy in der Vergangenheit kaum Raum zur Entfaltung gab, sehen viele deutsche Leser*innen die zunehmende Veränderung als willkommene Abwechslung an.“
Bei wachsender Beliebtheit des Afrofantasy Genres, können potenziell auch Probleme der kulturellen Aneignung bald eine Rolle spielen. Welche Rolle die Identität von Autor*innen für einen Text spielt, ist schon länger eine Frage, die für intensive Debatten sorgt (Stichwort die Übersetzung des Gedichts von Amanda Gorman). Was sich verkauft, erregt natürlich auch die Aufmerksamkeit der Verlage und Autor*innen. Doch vor allem bei dem Afrofantasy-Genre, das dazu da ist, einer diskriminierten Gruppe eine Stimme zu geben, afrikanische Geschichtsperspektiven stark zu machen und Schwarzen Sichtbarkeit und Repräsentation in der Literatur zu verschaffen, drängt sich die Frage auf, wie angemessen eine Aneignung der Texte, Schreibweisen und Stoffe von Seiten der Mehrheitsgesellschaft nun ist. Hawa Mansaray sieht es kritisch, wenn Autor*innen ohne entsprechenden Hintergrund afrikanische Kulturen als Inspirationsquelle für ihre Bücher nutzen: „Für mich ist das aus vielen Gründen problematisch, insbesondere weil das Genre Afrofantasy von Schwarzen Menschen für Schwarze Autor*innen geschaffen wurde, damit ihnen eine Plattform geboten wird, ihre Werke zu präsentieren. Denn, seien wir mal ehrlich, die Mehrheit der bekannten Autor*innen in Deutschland gehört der privilegierten Mehrheitsgesellschaft an. Marginalisierte Gruppen haben es seit jeher schwer in der Buchwelt Fuß zu fassen. Wirft man einen Blick auf die deutschen Bestsellerlisten aus dem Genre Fantasy, sucht man vergeblich nach Schwarzen Autor*innen. Own Voice Fantasy-Autor*innen sind eine Rarität, umso wichtiger ist es vor allem Schwarzen Autor*innen die Möglichkeit zu geben ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Keiner kennt die afrikanischen Kulturen, die indigene Spiritualität, die Schwarze Identität und das Leid der Schwarzen Bevölkerung so gut wie eine Schwarze Person selbst. Wer könnte ein Afrofantasy-Buch also besser schreiben als ein Schwarzer Autor oder eine Schwarze Autorin?“
Ob in Form einer hitzigen Debatte oder nicht, Afrofantasy wird sich wohl bald noch stärker auf dem deutschen Buchmarkt bemerkbar machen und die Leser*innen mit seinem Aktivismus zum Nachdenken und Handeln anregen. Für Tomi Adeyemi jedenfalls ist die Zeit für gesellschaftliche Veränderungen nun gekommen. Sie beendet das Nachwort zu Children of Blood and Bone in einem Tonfall des Empowerments: „We’ve been knocked down for far too long. Now let’s rise“ – Wir sind viel zu lange niedergedrückt worden. Jetzt lasst uns aufstehen.
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