von Isabella Caldart
Am 23. Juni 2021 war es endlich soweit – nach dreizehn Jahren äußerte sich Britney Spears zum ersten Mal zu der Vormundschaft, die ihr Vater zu dem Zeitpunkt noch innehatte. Bis sie die Möglichkeit bekam, vor Gericht auszusagen, mussten Aktivist*innen der #FreeBritney-Bewegung jahrelang auf ihre Situation aufmerksam machen und die „New York Times“-Doku „Framing Britney Spears“ (Februar 2021) erscheinen, die einem breiten Publikum erst die Schwere von Britneys Fall verdeutlichte. Es musste also sehr großen öffentlichen Druck geben. Am Ende ging alles ganz schnell: Am 12. November 2021 wurde die Vormundschaft beendet. Britney Spears ist frei – #FreedBritney, wie sie selbst schrieb.
Die Geschichte, wie Britney Spears ihre Autonomie verlor, ist mittlerweile bekannt. Sie lässt sich auf die misogyne Stimmung der nuller Jahre zurückführen, einer Zeit, zu der es en vogue war, auf Magazincovern über vermeintliche „Schönheitsmakel“ von Frauen zu lästern, Celebritys zu verfolgen und ihre potentiellen psychischen Probleme medial auszuschlachten. Britney ist bei weitem nicht die Einzige, die um die Jahrtausendwende durch den Dreck gezogen wurde: Paris Hilton, Monica Lewinsky, Mischa Barton, Amanda Bynes, Jessica Simpson, Nicole Richie, Lindsay Lohan… die Liste ist lang. Wie konnte es soweit kommen? Welche Rolle spielten dabei die Medien? Und wie schaffen es diese Frauen nach so vielen Jahren, gar Jahrzehnten endlich ihre eigene Geschichte zu erzählen, ihrer Version der Ereignisse Geltung zu verschaffen?
Zeitreise: Die nuller Jahre
In den frühen nuller Jahren hatte die Paparazzi-Kultur ihren Höhepunkt erreicht. Jahre nach dem Tod von Lady Di war es üblich, Stars – vor allem weiblichen – überall aufzulauern, sie zu bedrängen, mit dem Auto zu verfolgen und sogar zu versuchen, ihnen unter den Rock zu fotografieren. (In Deutschland ist diese Praxis, die als „Upskirting“ bezeichnet wird, erst seit zwei Jahren überhaupt verboten.) An hochkarätigen Fotos, beispielsweise von Hochzeiten, verdienten die Paparazzi Beträge im sechsstelligen Bereich, und auch als „Just Like Us“ bezeichnete Bilder, auf denen Celebritys ganz alltägliche Dinge tun – etwa Bücher kaufen, Milkshakes trinken oder ein Nagelstudio aufsuchen –, wurden mit 5.000 bis 20.000 US-Dollar sehr hoch entlohnt.
Bevor Soziale Medien populär wurden, waren Zeitschriften und Blogs die primären Quellen, um sich über Celebrities zu informieren. Um die Jahrtausendwende erhöhten viele Yellow-Press-Magazine ihren Erscheinungsturnus oder wurden neu gegründet (wie etwa Us Weekly oder In Touch Weekly); in dieser Frühphase des Internets wurden zudem Gossip-Blogs wie TMZ oder Perez Hilton ins Leben gerufen, die sehr hohe Klickzahlen verzeichnen konnten. 2008 gab TMZ an, jeden Monat 10 Millionen Unique Visitors zu haben. Die Medien lieferten, die Konsument*innen – wir – klickten.
Und am meisten Geld brachte in diesen Jahren Britney Spears ein. „Die Fotos von Britney Spears machten etwa 20 Prozent des Gesamtumsatzes von Fotoagenturen aus“, sagte ein Entertainmentjournalist, der damals für Hollywood Reporter arbeitete. Wer Fotos von Britney lieferte, wurde reich. Nicht ausschließlich Paparazzi, alle konnten mit ihr Geld verdienen. Wie zum Beispiel der Besitzer eines Restaurants, in das die 25-jährige schwangere Britney mit ihrem Kind im Jahr 2006 vor den Paparazzi floh, und der ein Foto von der weinenden Sängerin schoss, das um die Welt ging. Allerdings: Nicht alle Stars waren nur Opfer, viele nutzten Tabloids auch als Marketinginstrument, indem sie ihre Pläne durchsickern ließen und so Fotosituationen mit Paparazzi absichtlich herbeiführten. Schließlich gab es damals wenige andere Möglichkeiten, um auf neue Filme oder Produkte aufmerksam zu machen.
Das änderte sich mit dem Aufkommen von Web 2.0 radikal. Soziale Medien revolutionierten nicht nur die Kommunikationsform für gewöhnliche User*innen, sie gaben auch Stars die Möglichkeit, ihr eigenes Image zu kontrollieren. Wer jeden Tag ein Foto postet, hat im Griff, wie er oder sie sich präsentiert, und drückt dadurch gleichzeitig die Preise für Paparazzi-Fotos. Verlobungs- oder Schwangerschaftsankündigungen werden jetzt via Instagram geteilt und den Medien somit die Exklusivität dieser Geschichten genommen. Und auch die Weltwirtschaftskrise von 2008 tat ihr Übriges. Nicht nur gingen viele Zeitschriften pleite, Fotoagenturen änderten auch ihre Businessmodelle und führten Flatrates ein. „Just Like Us“-Fotos, für die zuvor fünfstellige Beträge bezahlt wurden, wurden plötzlich nur noch mit 10 US-Dollar entlohnt.
Neues Bewusstsein
Dieser Wandel, der vor allem durch die Medienkrise und Social Media vorangetrieben wurde, hat noch weitere Faktoren. An der Rezeption und der Weise, wie Britney Spears heute behandelt wird, lässt sich sehr gut ablesen, wie sich die mediale Öffentlichkeit verändert hat. Dank neuer Diskurse gibt es ein erwachtes Bewusstsein; spätestens durch #MeToo hat sich verändert, wie Frauen wahrgenommen werden. Auch psychische Krankheiten werden vermehrt und öffentlich diskutiert und respektiert: Stars wie Selena Gomez, Demi Levato, Kanye West, Ryan Reynolds, Lizzo, Katy Perry oder Chrissy Teigen haben in den letzten Jahren öffentlich über ihre psychischen Probleme gesprochen.
Das war vor wenigen Jahren noch anders. Britney Spears‘ öffentlicher Breakdown im Jahr 2007, ausschlaggebend für die Vormundschaft ihres Vaters, wurde nicht ernstgenommen oder mit Empathie bedacht, sondern zu einer weltweiten Punchline. Der Gossip-Blogger Perez Hilton trieb es auf die Spitze: Nach Heath Ledgers Tod verkaufte er T-Shirts mit Ledgers Foto und dem Aufdruck: „Why couldn’t it be Britney?“ Wie toxisch Hilton war, berichtet hier „O.C., California“-Schauspielerin Mischa Barton, auf die er es damals ebenfalls abgesehen hatte und die heute noch mit den psychischen Folgen aufgrund seines Verhaltens und dem der damaligen Paparazzi zu kämpfen hat.
Spätestens seit der „Framing Britney Spears“-Doku begreifen auch die Medien ihre unrühmliche Rolle in Britney Spears‘ Leben und sind auf Wiedergutmachungs- und Entschuldigungskurs. „Es tut uns leid, Britney“, postete etwa Glamour im Februar 2021 auf Instagram. „Wir alle sind schuld an dem, was mit Britney Spears passiert ist – wir haben ihren Niedergang vielleicht nicht verursacht, aber wir haben ihn finanziert. Und wir können versuchen, das wiedergutzumachen.“ Und nicht nur die Glamour, auch andere Medien, Comedians und Celebritys haben sich öffentlich bei Britney Spears für ihr Verhalten in der Vergangenheit entschuldigt.
Wer ist Paris?
Über viele Jahre hinweg war Paris Hiltons Image das der superreichen Hotelerbin, des Partygirls, die in den Tabloids nahezu genauso präsent war wie Britney Spears, präsentiert in der Rolle des „Dummchens“ aus der Reality-TV-Serie „The Simple Life“ (2003-2007, mit Nicole Richie), das keine Ahnung hat, wie man einen Wischmopp benutzt oder was Walmart ist. Die Veröffentlichung des geleakten Pornovideos „1 Night in Paris“ gilt heute als einer der bekanntesten Fälle von Revenge Porn, explizite Aufnahmen, die aus Rache und Geldgier von ehemaligen Partner*innen veröffentlicht werden. Mittlerweile ist jedoch klar, dass Hilton nicht nur eine hart arbeitende Businessfrau ist, sondern dass die Figur Paris Hilton, die sie in der Öffentlichkeit zeigt, eine Kunstfigur darstellt, die in sehr viel stärkerem Ausmaß kontrolliert und kuratiert wurde, als früher angenommen.
Insbesondere die YouTube-Doku „This Is Paris“ (September 2020) hat dazu beigetragen, die Wahrnehmung von Paris Hilton als öffentlicher Person zu verändern und ihr ein neues Image zu verleihen. Sie spricht erstmals ausführlich darüber, wie es ist, die Persona Paris Hilton zu performen, und über die damit einhergehende Schwierigkeit, sich selbst noch zu erkennen, dass sie kaum weiß, wo ihre eigene Persönlichkeit aufhört und die Kunstfigur anfängt. In der Doku geht es außerdem um die Rolle der Paparazzi, wie es ihr erging, als der private Sexfilm an die Öffentlichkeit kam und sie von der Presse verfolgt wurde. (Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Paris Hilton übrigens erst 19, Rick Salomon, der das Video auch veröffentlichte, 33 Jahre alt.) Außerdem erzählt die Doku von einem Trauma, das bis dato so gut wie unbekannt war: Um die rebellische Jugendliche zu „zähmen“, ließen Paris‘ Eltern sie nachts entführen und in ein Internat in Utah stecken, in dem sie massiv psychisch und physisch missbraucht wurde. Noch heute leide sie, so Hilton, aufgrund dieses Traumas unter massiven Schlafstörungen.
Anders als Britney Spears oder Monica Lewinsky ist Paris Hilton aber nicht einfach nur Opfer der Medien. Hilton, die als eine der ersten Influencerinnen gilt und als Person, die Selfies erfunden hat, war schon immer erfolgreich im Spiel mit der Öffentlichkeit. Sehr viel geschickter als viele andere wusste sie bereits in den nuller Jahren, Medien für sich zu nutzen, war sich der Macht ihrer Performance bewusst. Das schlug allerdings teils negativ auf sie zurück: Zur Zeit des Sexfilm-Leaks gingen viele davon aus, Paris habe davon gewusst, fände das gut und profitiere von den Einnahmen.
Wer aber geglaubt hätte, dass Hilton nach den tiefen und intimen Einblicken der Doku in ihr Leben ein neuer Mensch würde, hat sich getäuscht. Seit gut zwanzig Jahren baut Paris Hilton die Marke Paris Hilton auf – als intelligente Businessfrau wird sie diese nicht einfach aufgeben. Auch wenn wir dank der Doku und anderer Interviews inzwischen ihre echte Stimme kennen, verwendet sie als Persona Paris Hilton weiterhin die piepsige, mädchenhaften Stimme, ihr Markenzeichen. Ihre aktuelle Sendung „Cooking With Paris“ dreht sich weniger um Rezepte und viel mehr um den Glamourfaktor, um die Gäste, die mit Paris kochen (z.B. Kim Kardashian, Nicky und Kathy Hilton, Demi Levato). Und natürlich um Paris Hilton und ihre Performance als Paris Hilton, die mit einem strassbesetzten Pfannenwender und in Abendkleidern mit Puschelärmeln „kocht“.
Von Machthierarchien
Im Komplex misogyner Medienhetze der Jahrtausendwende ist Monica Lewinsky ein Sonderfall. Die Clinton-Lewinsky-Affäre war, als sie im Januar 1998 publik wurde, der erste Skandal der digitalen Revolution: Die erste große Story, die online viral ging. Anders als Britney Spears, Paris Hilton oder Lindsay Lohan war Lewinsky keine Celebrity, kein It-Girl, sondern eine Privatperson, die aufgrund ihres Verhältnisses zu Bill Clinton weltweit bekannt wurde – und wie Britney zur Punchline. Mehr als 125 Rapsongs würden ihren Namen erwähnen, tweetete sie vor einigen Jahren. In welchem Kontext er fällt, wird jedem klar sein.
In den neunziger und nuller Jahren wurde der Skandal von den wenigsten im Kontext der extremen Hierarchie, die diese Affäre prägte (der „mächtigste“ Mann der Welt, 49 Jahre alt, die unbezahlte Praktikantin, 22 Jahre alt), gelesen, sondern Lewinsky als Witzfigur diskreditiert, während Clinton mit einem blauen Auge davonkam. (Als Hillary Clinton 2016 die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten übernahm, wurde von republikanischer Seite versucht, ihr aus Bills Affäre einen Strick zu drehen.) Eigenen Aussagen zufolge hatte Monica Lewinsky aufgrund ihres Images zeit ihres Lebens Probleme damit, einen Job zu bekommen.
Erst durch das neu erwachte feministische Bewusstsein der letzten Jahre, durch #MeToo und #TimesUp, gab es eine Neubewertung der Clinton-Lewinsky-Affäre. Monica Lewinsky hat selbst viel dazu beigetragen, ihr öffentliches Bild zu justieren, etwa durch einen langen Essay in Vanity Fair (2014), einen TED Talk über Demütigung und Cyberbullying (2015), ein Gespräch mit John Oliver in Last Week Tonight (2019) und generell durch ihr gewitztes und selbstironisches Auftreten, unter anderem auf Twitter. Inzwischen gibt es viele Artikel, die das Machtgefälle zwischen Clinton und Lewinsky sehr genau analysieren.
Eine weitere Möglichkeit für Lewinsky, ihre Geschichte selbst zu erzählen, gab es in diesem Jahr: Die dritte Staffel der Anthologie-Serie „American Crime Story“ mit dem Titel „Impeachment“ dreht sich um die Affäre, die 1998 dazu führte, dass ein Amtsenthebungsverfahren gegen Bill Clinton eingeläutet wurde. Die zehnteilige Serie von Ryan Murphy legt dabei den Fokus auf Monica Lewinsky (Bernie Feldstein) und ihre „Freundschaft“ mit Linda Tripp (Sarah Paulson), die mit ihren aufgezeichneten Telefonaten den Skandal ins Rollen brachte, außerdem auf Paula Jones (Annaleigh Ashford), die Bill Clinton bereits Jahre zuvor wegen sexueller Belästigung angezeigt hatte. Monica Lewinsky war als Beraterin und Co-Produzentin in die Dreharbeiten eingebunden.
Der Fokus auf die Geschichte der drei Frauen wird „Impeachment“ jedoch teilweise zum Verhängnis, denn die Serie verliert sich sehr in persönlichen Details. Anders als etwa die erste Staffel von „American Crime Story“, die nicht nur die Geschichte von O. J. Simpson erzählt, sondern eine größere Konversation um gesellschaftliche Themen wie Race, Class und Celebrity-Kultur aufmacht. Auch wenn „Impeachment“ die politischen Auswirkungen der Affäre beschreibt, fühlt sich die Serie trotz oder gerade aufgrund ihrer Detailversessenheit etwas unvollständig an. Es geht mehr um die Beziehung von Monica Lewinsky und Linda Tripp und den Betrug letzterer als um Sexismus und Machtmissbrauch, dem eigentlich zentralen Thema der Ereignisse. Dennoch ist „Impeachment: American Crime Story“ recht sehenswert, und vor allem ist die Serie Lewinskys Chance, der jüngeren Generation, die ihren Namen nur aus Rapsongs kennt, ihre Version der Geschichte zu erzählen.
Gesellschaftlicher Fortschritt
Was hat sich also getan in den letzten zwanzig Jahren? Paris Hilton, Britney Spears, Lindsay Lohan und Monica Lewinsky gehörten in den Jahren vor und nach der Jahrtausendwende öffentlich und medial zu den Personen, über die am meisten Witze gemacht wurden. In einem GQ-Interview von 2006 fragte der englische Fernsehmoderator Piers Morgan (der nach einer persönlichen Vendetta gegen Meghan Markle im März 2021 seine Morningshow verlor) Paris Hilton, ob sie „gut im Bett“ sei – eine Frage, die zu seinem Standardrepertoire gehört. „Ich schätze, das ist eine rhetorische Frage, denn ich habe mir das Video heute Morgen zu Recherchezwecken angesehen und die Antwort ist eindeutig positiv“, antwortet er daraufhin selbst. Paris soll angeblich „rot geworden sein und nach Luft geschnappt haben“, aber „erfreut“ ausgesehen haben. Ja? In „This Is Paris“ spricht sie im Gegenteil darüber, wie schrecklich es für sie war, als diese privaten Aufnahmen an die Öffentlichkeit drangen, und sagt, sie habe sich „elektronisch vergewaltigt“ gefühlt.
Gerade Monica Lewinsky und Paris Hilton waren die Punchlines in zahllosen Late Night Shows und Sketchen; ob Jay Leno oder Tina Fey, alle lachten über sie. Pink persifliert Hilton neben anderen jungen Frauen wie Mary-Kate Olsen und Hilary Duff in ihrem Musikvideo „Stupid Girls“ (2006) und es gibt eine „South Park“-Folge über sie. Es war in diesen Jahren gang und gäbe zu versuchen, weibliche Stars zu blamieren und aus der Fassung zu bringen. In einem Interview von 2003 befragt Diane Sawyer beispielsweise Britney Spears nach der Trennung von Justin Timberlake, woraufhin diese sichtlich versucht, ihre Fassung zu wahren, bevor sie zu weinen beginnt. Und noch 2013 stellte David Letterman in einer Sendung Lindsay Lohan bloß, indem er ihr mehrere nicht vorher abgesprochene Fragen zu ihrem Entzug stellt, bis sie nach einigen guten Kontern auch Tränen in den Augen hat.
2013, das ist gerade mal acht Jahre her. Wären Interviews wie diese heute noch denkbar? Die Antwort lautet mit ziemlicher Sicherheit ja – aber gleichzeitig darf davon ausgegangen werden, dass es scharfe Gegenreaktionen gäbe, ob von Privatpersonen in den Sozialen Medien oder von anderen Stars, die ihre Kolleginnen unterstützen. Die Machthierarchie hat sich verändert. Britney Spears‘ Aussage vor Gericht, Paris Hiltons Doku und Monica Lewinskys öffentliche Auftritte haben dazu beigetragen, dass sie nicht mehr primär als Stars, über die man sich lustig machen kann, sondern als Menschen mit Gefühlen wahrgenommen werden. In den vergangenen Jahren hat sich ein Bewusstsein dafür entwickelt, was psychische Erkrankungen bedeuten, und dafür, wie sehr Misogynie gesellschaftlich oder in konkret diesem Fall im Showbusiness verbreitet ist.
Wie in vielen anderen Bereichen lässt sich feststellen: Es tut sich etwas gesellschaftlich, aber der Fortschritt ist langsam. Immerhin lernen jüngere Generationen von den Erfahrungen Britney Spears‘ und Paris Hiltons – nicht nur etablierte Showbiz-Größen wie Beyoncé und die Kardashians, die ihr Image schon lange perfekt kontrollieren, sondern auch die ganz junge Generation wie Sängerin Billie Eilish, die sich dazu entschied, bis zu ihrer Volljährigkeit nur weite Klamotten zu tragen, um Kommentaren zu ihrer Figur zu entgehen. Natürlich ist noch lange nicht alles gut. Paparazzi existieren weiterhin, Privatpersonen mit Smartphones stellen zudem eine ganz neue Gefahr für die Privatsphäre von Stars dar. Aber heute wäre es nicht mehr „normal“, Frauen unter den Rock zu fotografieren, wie es vor gerade einmal 15 Jahren Usus war.
Monica Lewinsky hat ihre eigene Stimme schon lange gefunden, Paris Hilton ihre Geschichte erzählt und Britney ist endlich frei. Sie haben ihre Narrative zurückerobert. Und Lindsay Lohan? Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass sie für einen Weihnachtsfilm von Netflix gecastet wurde, frisch verlobt ist sie seit kurzem ebenfalls. Ihrem Comeback steht also nichts mehr im Wege.
Foto von Clem Onojeghuo