Kategorie: Feuilleton

Verfilmte Autorenleben

Neben der endlosen Zahl an Literaturverfilmungen – also der Adaption eines bereits als Roman vorliegenden Stoffs als Film – gibt es nicht wenige Filme, die Leben, einzelne Episoden dessen oder das Werkschaffen von Autoren und Autorinnen umsetzen. Ich habe eine Auswahl solcher Werke inklusive dem entsprechenden Trailer erstellt.

Die Liste folgt dem Schema: Name des Films, Erscheinungsjahr und der/die porträtierte Autor/in. Die Reihenfolge ist chronologisch, nicht wertend.

[UPDATE] Zwischenzeitlich wurde auch die Mehrzahl der in den Kommentaren vorgeschlagenen Filme mit Trailern übernommen.

1. Sylvia (2003) – Sylvia Plath (Gwyneth Paltrow) und Ted Hughes (Daniel Craig)

Die schwierige, aber inspirierende Beziehung zwischen Sylvia Plath und Ted Hughes ist ein moderner Klassiker und nicht nur anhaltend beliebt als literarische Vorlage (z.B. Connie Palmens Du sagst es), sondern taugt auch als Filmstoff in der prominent besetzten Adaption mit Gwyneth Paltrow und Daniel Craig.

https://www.youtube.com/watch?v=EAQrgZE3NAg

2. Capote (2005) – Truman Capote (Philip Seymour Hoffman), Harper Lee (Catherine Keener)

Die USA, im November 1959: Truman Capote, Autor des Romans Frühstück bei Tiffany und ein Mitglied der bald schon als Jetset bekannten internationalen Partyszene, stößt auf einen Artikel in der New York Times. Dieser berichtet von einem brutalen Mord an vier Mitgliedern einer angesehenen Farmerfamilie, den Clutters, in Holcomb, Kansas. Viele solcher Geschichten finden sich täglich in den Zeitungen wieder, doch diese lässt den Schriftsteller nicht mehr los. Für ihn präsentiert sich die Gelegenheit, seine lang vertretene These zu untermauern, die besagt, dass nonfiktionale Literatur in den Händen des richtigen Autors genauso anschaulich sein kann wie Belletristik. Welche Auswirkung haben die Morde auf diese kleine Stadt in der vom Wind heimgesuchten Prärie?

Ein grandios-düsterer Film mit einem überragenden Philip Seymour Hoffman!

3. Vor der Morgenröte (2016) – Stefan Zweig (Josef Hader)

Stefan Zweig ist zwar einer der erfolgreichsten Schriftsteller seiner Zeit, aber auf der Flucht. Kein Ort scheint ihm als neuer Lebensmittelpunkt zu genügen. Dazu bedrängen ihn Freunde und selbst nur entfernte Bekannte um Geld und Fürsprache, Reporter um ein Statement gegen Hitler-Deutschland. Episodenhaft zeigt Vor der Morgenröte die letzten Jahre eines Getriebenen, hilflos auf der Flucht vor dem Krieg und der eigenen Verantwortung, gefangen in einer Welt, der er durch eigene Hand entflieht.

4. Ein russischer Sommer (2009) – Leo Tolstoi (Christopher Plummer) und Sofia Tolstoi (Helen Mirren)

Russland, 1910: In seinem letzten Lebensjahr verbringt Leo Tolstoi seinen Sommer mit seiner Frau Sofia und einigen der gemeinsamen Kinder auf ihrem Landgut Jasnaja Poljana. Als Sofia erfährt, dass Tolstoi die Rechte an seinem Werk dem russischen Volk vermachen möchte, beginnt ein hochemotionaler Konflikt zwischen beiden: Die temperamentvolle Sofia sieht sich und die Kinder als die rechtmäßigen Erben und Verwalter von Tolstois Werk und versucht mit allen Mitteln, ihn von seinem utopistischen Plan abzubringen und die Zukunft der Familie zu sichern. Der geradezu fanatische „Tolstoianer“ und Adlatus Wladimir Tschertkow wiederum bestärkt Tolstois Idealismus.

Der erbitterte Streit zwischen den Liebenden treibt Tolstoi schlussendlich in die Flucht und damit in eine Krankheit, von der er sich nicht wieder erholt. Ein Bahnhof wird für ihn zur „letzten Station“, an der sich auch die beiden Liebesgeschichten noch einmal verbinden.

5. Kill your darlings (2013) – Allen Ginsberg (Daniel Radcliffe), Jack Kerouac (Jack Huston), William S. Burroughs (Ben Foster)

Die Geschichte um Allen Ginsberg, Jack Kerouac und William S. Burroughs im Jahr 1944 und den Antrieb eine neue Form von Literatur zu schaffen.

6. Howl (2010) – Allen Ginsberg (James Franco), Jack Kerouac (Todd Rotondi),Neal Cassady (Jon Prescott)

Dasselbe Thema wie Kill your Darling, nur eine andere Erzählperspektive und -zeit. Der Film spielt in den späten 1950er-Jahren in den Vereinigten Staaten. In einem Hauptstrang wird der Dichter Allen Ginsberg von einem Journalisten zu seinem Werk befragt. Ginsberg gibt ausführlich Auskunft und beschreibt seine rauschhafte Arbeitsweise, den Umgang mit gesellschaftlichen Tabuthemen, zu denen Selbstbefreiung, Homosexualität und der Gebrauch von Rauschmitteln gehören und seinen sprachlichen Ansatz, der vor allem auf dem Sound des Jazz beruht.

Der zweite Strang gibt die gerichtliche Auseinandersetzung wieder, die auf die Veröffentlichung des Bandes folgte. In dem berühmt gewordenen Prozess stellt das Gericht 1957 fest, dass die Freiheit des Einzelnen die Veröffentlichung des Gedichtbandes rechtfertigt, auch wenn weite Teile des Textes durch die Öffentlichkeit als anstößig empfunden werden.

7. Total Eclipse (1995) – Arthur Rimbaud (Leonardo DiCaprio), Paul Verlaine (David Thewlis)

Im September 1871 nimmt Paul Verlaine den den 16-jährigen Arthur Rimbaud bei sich auf, der ihm Gedichte zugeschickt hatte und den er nach Paris eingeladen hatte. Ende Oktober wird er Vater eines Sohnes, doch beginnt er etwa zur selben Zeit ein homosexuelles Verhältnis mit Rimbaud. Es folgten lange verworrene Monate, während derer er hin und her pendelt zwischen seiner Frau Mathilde (die er des Öfteren bedrohte und misshandelte und zur Flucht zu ihren Eltern trieb), seiner Mutter und Rimbaud. Am 7. Juli 1872 verlässt Verlaine zusammen mit Rimbaud Paris. Anschließend vagabundieren sie durch Nordostfrankreich, England und Belgien, sich mehrfach trennend und versöhnend, häufig depressiv und suizidgefährdet.

Auch dies – wie Sylvia – die Geschichte einer obsessiven, selbstzerstörerischen Liebe, die Motor für zwei große Werke war.

8. Geliebte Jane (2007) – Jane Austen (Anne Hathaway)

Jane Austen wächst am Ende des 18. Jahrhunderts als eine Tochter des Reverends Austen in der landwirtschaftlich geprägten Region Hampshire auf. Sie ist energiegeladen, spielt Klavier und schreibt. Ihre Familie will, dass sie den reichen Mr. Wisley heiratet, doch sie leistet Widerstand. Dies empört ihre Mutter, die aus Liebe heiratete und danach in bescheidenen Verhältnissen leben musste.

Jane lernt den irischstämmigen Tom Lefroy (Thomas Langlois Lefroy) kennen, der Jurist werden will. Er kritisiert ihre schriftstellerischen Versuche und gibt ihr den Roman ‚The History of Tom Jones, a Foundling‘ von Henry Fielding zum Lesen. Beide verlieben sich schließlich ineinander. Lefroy stellt sie seinem in London lebenden, vermögenden Onkel vor und will ihn um den Segen für ihre Heirat bitten, aber er stellt fest, dass jemand Jane seinem Onkel gegenüber als eine Mitgiftjägerin denunziert hat. Da Tom vollkommen vom Geld seines Onkels abhängig ist, beugt er sich dessen Verbot der Hochzeit. Nach kurzer Trennung entschließen sich die beiden, gemeinsam durchzubrennen. Jane erfährt allerdings während einer Kutschenpanne auf ihrem gemeinsamen Weg nach Schottland aus einem Brief, den sie in der Manteltasche von Tom entdeckt, dass seine Familie in Irland in sehr ärmlichen Verhältnissen lebt und auf seine finanzielle Unterstützung angewiesen ist, die er ihnen regelmäßig zukommen lässt. Schließlich erklärt Jane Tom, dass sie mit Blick auf die Armut ihrer beider Familien zu der Überzeugung gelangt sei, dass keine Existenzgrundlage für eine Familiengründung mit ihm vorhanden sei. Tom versucht vergeblich, ihre Zweifel unter Hinweis auf ihre gegenseitige Liebe auszuräumen. Jane besteigt kurz darauf eine Kutsche in die Gegenrichtung zurück zu ihrer Familie.

9. Wilde (1997) – Oscar Wilde (Stephen Fry)

Der Film behandelt Oscar Wildes Leben von seiner Vortragsreise in den USA 1882 bis kurz vor seinen Tod im Jahr 1900. Nach seiner Rückkehr aus Amerika heiratet er Constance Lloyd und hat mit ihr zwei Söhne. Der Film zeigt Oscar Wilde ebenso in seiner Rolle als Familienvater wie als berühmte Persönlichkeit und erfolgreichen Theaterautor bei den Premieren seiner Theaterstücke Lady Windermere’s Fan und The Importance of Being Earnest. Eine wesentliche Rolle spielt die Entdeckung seiner Homosexualität durch seine Beziehung zu Robert Ross und die Entwicklung seiner Beziehung zu Lord Alfred Douglas. Als Lord Alfreds Vater, der Marquess of Queensberry, ihnen den Umgang miteinander untersagen will und Wilde provoziert, verklagt dieser ihn wegen Beleidigung. Im dritten der daraus folgenden Gerichtsprozesse wird Wilde wegen Unzucht zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Zuchthaus muss er in der Tretmühle arbeiten. Nach seiner Freilassung gilt er als entehrt und ist finanziell ruiniert und gezwungen, ins Exil zu gehen. Die Zwangsarbeit im Zuchthaus hat ihn gesundheitlich angeschlagen. Er besucht das Grab seiner Frau Constance, bevor er sich auf Betreiben von Robert Ross in Paris niederlässt. Der Film endet mit seinem Wiedersehen mit Lord Alfred Douglas.

Als eine Art Rahmen dient das Märchen Der selbstsüchtige Riese, das begleitend zur Handlung stückweise erzählt wird – teils indem Oscar Wilde es seinen Kindern erzählt, teils indem Constance es vorliest – und das im Gefängnis mit dem Tod des Riesen endet. Auch andere Texte Wildes werden im Laufe des Films von Stephen Fry gesprochen.

10. Goethe! (2010) – Johann Wolfgang von Goethe (Alexander Fehling)

Die biographische Vorlage für Die Leiden des jungen Werther!

In Straßburg fällt der Jura-Student Johann Goethe durch das Staatsexamen. In den Schnee des Campus schreibt er die Worte: Lecket mich! Goethe wird von seinem Vater in seine Heimatstadt Frankfurt am Main zitiert; dort teilt dieser ihm mit, dass er seine Ausbildung zum Juristen am Reichskammergericht in Wetzlar fortsetzen solle, auch um seinen Sohn von seinen dichterischen „Flausen“ abzuhalten.

In Wetzlar angekommen, widmet sich Goethe der Arbeit an alten Akten, die er für seinen Vorgesetzten, den Gerichtsrat Kestner (der im Film den Namen „Albert“ trägt), aufarbeitet. Dabei bildet er mit dem Juristen Jerusalem, mit dem er sich auch privat anfreundet, ein Team. Auf einer Tanzveranstaltung lernt Goethe Charlotte Buff (kurz Lotte genannt) kennen und verliebt sich in sie. Es stellt sich heraus, dass sie das älteste von acht Kindern eines in Wahlheim lebenden Witwers ist und sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern muss.

Trotz einiger Verwicklungen scheint sich Goethes Liebe zunächst zu erfüllen. Nachdem er Lotte eines seiner Gedichte vorgetragen hat, wird das Paar von einem starken Regenschauer überrascht und die beiden suchen Schutz in einer Burgruine, wo sie miteinander intim werden. Währenddessen wirbt Kestner bei Lottes Vater um die Hand seiner Tochter. Der Vater ist froh, Charlotte in einer Ehe mit einem aufstrebenden Juristen gut versorgt zu sehen, da dieser so auch Lottes Familie später finanziell unterstützen würde. Lotte zögert zunächst, übernimmt aber immer mehr die Sichtweise ihres Vaters, da sie auch das Wohl ihrer Familie will. Trotz allem fällt es ihr schwer, sich von Goethe zu trennen. Dieser hilft schließlich sogar seinem Rivalen, indem er ihm ein erfolgreiches Prozedere und die passenden Worte für dessen Heiratsantrag vorschlägt, ohne freilich zu ahnen, wer die Umworbene ist. Erst bei der Verlobungsfeier von Albert und Lotte stellt sich die Wahrheit heraus. Alle Betroffenen sind fassungslos.

11. Die geliebten Schwestern (2014) – Friedrich Schiller (Florian Stetter)

Charlotte von Lengefeld soll von ihrer Patentante Charlotte von Stein in Weimar in die feine Gesellschaft eingeführt werden. Dort lernt sie Friedrich Schiller kennen, der im Sommer 1788 zu Besuch in die Heimat der Familie nach Rudolstadt kommt. Die Mutter Louise von Lengefeld war nach dem Tode ihres Mannes in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weshalb Tochter Caroline eine Zweckheirat mit Friedrich Fhr. von Beulwitz einging. Die beiden Schwestern verleben mit Schiller eine unbeschwerte Zeit miteinander. Sie hatten sich einst am Rheinfall bei Schaffhausen geschworen, alles miteinander zu teilen, und so soll es auch bei Schiller sein. Charlotte reist allein nach Weimar zurück, währenddessen ihre Schwester die Mutter überzeugen soll, einer Heirat mit Schiller trotz dessen Mittellosigkeit zuzustimmen, was sie mit einiger Verzögerung auch tut. Schiller trennt sich, auch mit Hilfe einer Intrige von Charlotte, von der verheirateten Charlotte von Kalb. Nachdem er Charlotte 1790 geheiratet hat, gebärt sie einen Sohn. Auch Schwägerin Caroline ist in Jena zugegen, wo Schiller nun eine Professur hat. Doch die geplante „Ehe zu dritt“ kann nicht stattfinden, da Carolines Mann zunächst nicht in die Scheidung einwilligt.

Trotz des Banns des Herzogs von Württemberg begibt sich Schiller 1793 nach Tübingen, um der Herstellung seiner Zeitschrift Die Horen bei Verleger Cotta beizuwohnen. Dort trifft er Caroline wieder, die sich ihre Dienste von einem älteren Mann bezahlen lässt. Zu dritt leben sie nun bei Schillers Mutter in Ludwigsburg. Caroline gesteht, schwanger zu sein. Um ihre Scheidung nicht zu gefährden, fährt sie in Begleitung von Wilhelm von Wolzogen nach Schaffhausen, wo Schiller einen Pflegevater für das Kind organisiert hat. Nach der Geburt meldet sich Caroline auf Schillers Briefe nicht und teilt schließlich mit, dass sie bei Wolzogen bleiben werde.

Jahre später reist die vermeintlich todkranke Mutter Louise nach Weimar, um die inzwischen zerstrittenen Schwestern zu versöhnen. Beim Familientreffen kommt es trotzdem zu einem Schlagabtausch der Schwestern, währenddessen Schiller einen heftigen Krankheitsanfall erleidet. Wolzogen stellt die Überlegung an, dass es offenbar das Schicksal der drei von-Lengefeld-Frauen sei, ihre Männer zu überleben.

12. Last Call (2012)  – F. Scott Fitzgerald (Jeremy Irons), Zelda Fitzgerald (Sissy Spacek)

https://www.youtube.com/watch?v=iS1lmmqs6co

13. Kafka (1991) – Franz Kafka (klar: Jeremy Irons)

Soderbergh strebte keine Filmbiographie Franz Kafkas an, sondern verknüpfte Motive aus dessen Leben mit Inhalten und Atmosphäre seiner Romane, insbesondere „Der Prozess“ und „Das Schloss“. Kafka ist Angestellter einer Versicherungsgesellschaft und verbringt seine freie Zeit damit, sich dämonische Geschichten auszudenken. Als ein Freund ermordet wird, begibt er sich auf die Suche nach dem Mörder. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf weitere ungeklärte Todesfälle und gerät an eine politische Widerstandsgruppe, zu der auch der Freund gehört hatte. Kafka verfolgt die Spuren bis zum örtlichen Schloss, wo er die grausige Entdeckung macht, dass ein gewisser Dr. Murnau (eine weitere Reminiszenz an den expressionistischen Film mit Anspielung auf den Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau) dort mit den Gehirnen seiner Opfer experimentiert.

14. Hannah Arendt (2012) – Hannah Arendt (Barbara Sukowa)

Der Film spielt in den Jahren 1960 bis 1964. Die Handlung dreht sich um den sogenannten Eichmann-Prozess, der möglich geworden war, nachdem im Mai 1960 der Mossad den in Argentinien untergetauchten Adolf Eichmann aufgespürt und nach Israel entführt hatte. Hannah Arendt schlägt dem Magazin The New Yorker vor, über den Prozess in Jerusalem zu berichten. Der Herausgeber William Shawn ist begeistert über das Angebot der für politisch-historische Analysen geschätzten Denkerin.

Im April 1961 reist Hannah Arendt von New York City nach Jerusalem, wo sie ihren alten Freund Kurt Blumenfeld wiedertrifft. Sie besucht dort alle wichtigen Gerichtsverhandlungen, in denen sie akribisch alles protokolliert. Der Film baut dabei Originalmaterial in die Spielhandlung ein. Adolf Eichmann entpuppt sich im Verlauf des Prozesses nicht als bestialisches Monster, sondern als ein mittelmäßiger Bürokrat, was Hannah Arendt überrascht. Im Laufe des Prozesses wird sie auch Zeugin, wie Überlebende des Holocaust während der Befragung zusammenbrechen.

Über die Dialoge, die Hannah Arendt mit ihrem Mann Heinrich Blücher, ihrer Freundin Mary McCarthy, ihrem Freund Hans Jonas, ihrer Sekretärin Lotte Köhler und ihren Studenten führt, wird der Zuschauer über ihre politisch-philosophischen Überlegungen informiert. Im Rückblick kommen Szenen von Hannah Arendts Leben in Deutschland vor 1933 und von ihrer Beziehung zu Martin Heidegger vor.

15. A Quiet Passion (2016) – Emily Dickinson (Cynthia Nixon)

16. The Hours (2002) – Von Ewigkeit zu Ewigkeit – Virginia Woolf (Nicole Kidman)

Der Film verfolgt das Schicksal dreier Frauen aus verschiedenen Generationen, deren Leben mit Virginia Woolfs Roman Mrs. Dalloway in Bezug stehen. Er verfolgt die Leben der drei Protagonistinnen jeweils einen Tag von morgens bis abends. So spielt der Film in drei Zeitebenen: 1923, 1951 und 2001, der damaligen Gegenwart. Er bedient sich des filmischen Mittels der Parallelmontage. Die Zeitebene 1923 erzählt die Geschichte von Virginia Woolf, die mit ihrem Schriftstellergatten Leonard Woolf in der englischen Provinz lebt. Umsorgt von ihrer Familie und dem Arzt beginnt sie den Roman Mrs. Dalloway. 1951 bereitet Laura Brown mit ihrem kleinen Sohn den Geburtstag ihres Ehemanns Dan vor und liest ebendiesen Roman, der sie stark beeinflusst. In der Gegenwart bereitet Clarissa Vaughan eine Preisverleihungsparty für ihren an AIDS erkrankten Freund Richard Brown vor. The Hours kann damit als eine moderne Version von Mrs. Dalloway angesehen werden. Vom Verfasser zum Leser, bis hin zur lebenden heutigen Version von Mrs. Dalloway: Clarissas Leben ist so sehr verbunden mit der Romanfigur Mrs. Dalloway, dass es erscheint, sie sei Mrs. Dalloway.

17. The Last of the Belles (1974) – F. Scott Fitzgerald (Richard Chamberlain)

https://www.youtube.com/watch?v=RWeCKlAR9Vs

18. Hemingway & Gellhorn (2012) – Ernest Hemingway (Clive Owen)

19. Neruda (2016) – Pablo Neruda (Luis Gnecco)

20. Pasolini (2014) – Pier Paolo Pasolini (Willem Defoe)

21. In Love and War (1996) – Ernest Hemingway (Chris O’Donnell)

22. Hemingway (1988) – Ernest Hemingway (Stacy Keach)

https://www.youtube.com/watch?v=C5C-zz1LnpI

Habe ich einen wichtigen Film vergessen? Hinweise sehr gerne in die Kommentare!

Quellenangaben:
Auszug der Seite „Capote (Film)“; Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Capote_(Film)&oldid=161065284

Auszug der Seite „Ein russischer Sommer“; Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ein_russischer_Sommer&oldid=145941012

Auszug der Seite „Howl (Film)“; Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Howl_(Film)&oldid=159138557

Auszug der Seite „Paul Verlaine“; Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Paul_Verlaine&oldid=160151315

Auszug der Seite „Geliebte Jane“; Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Geliebte_Jane&oldid=160851375

Auszug der Seite „Oscar Wilde (1997)“; Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Oscar_Wilde_(1997)&oldid=154140785

Auszug der Seite „Goethe!“; Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Goethe!&oldid=157580589

Auszug der Seite „Die geliebten Schwestern“; Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Die_geliebten_Schwestern&oldid=158801203

Auszug aus der Seite „Kafka (Film)“; Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kafka_(Film)&oldid=142258962

Auszug aus der Seite „Hannah Arendt (Film)“; https://de.wikipedia.org/wiki/Hannah_Arendt_(Film)

Auszug aus der Seite „The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit“; https://de.wikipedia.org/wiki/The_Hours_%E2%80%93_Von_Ewigkeit_zu_Ewigkeit

 

Fritz Landshoff: Hölle und Paradies – Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur

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Von Klaus Mann als brüderlicher Freund in Der Wendepunkt beschrieben, von Elisabeth Mann heimlich geliebt und von Erika Mann, ob seiner Drogen- und Todessehnsucht, besorgt beobachtet; Fritz Landshoff war keine Nebenfigur des Dramas „Familie Mann“, sondern spielte stattdessen eine Hauptrolle in einem bedeutenden Stück deutscher Literaturgeschichte. Fritz Landshoff sorgte von 1933 bis 1940 mit Phantasie, Mut und viel Geschick dafür, daß das „andere Deutschland“ weiter existieren und publizieren konnte, schrieb etwa Elisabeth Wehrmann über ihn in der Die Zeit. Mit Hölle und Paradies – Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur zeichnet Bettina Baltschev eine Geschichte von Lichtblicken in dunklen Zeiten nach.

fritz-landshoff-hoelle-und-paradies-amsterdam-querido-und-die-deutsche-exilliteraturDer in großbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsene Fritz Landshoff wurde 1926 Juniorpartner von Gustav Kiepenheuer in Potsdam und Berlin. Durch seine Autoren prägte er nachhaltig das Gesicht des Verlages, und prägt es bis heute: Anna Seghers, Heinrich Mann, Arnold Zweig, Lion Feuchtwanger, Joseph Roth und Ernst Toller, mit dem er sich eine Wohnung teilte. Doch bereits zu Beginn der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde die „WG“ des jungen Verlegers und des Revolutionärs von der SA durchsucht, Landshoff erkannte die Gefahr und floh ins Exil nach Amsterdam. Dort bot im Emanuel Querido die Leitung einer „Exil-Abteilung“ seines Verlages an und damit begann eine (nicht finanzielle, wirtschaftliche, aber kulturelle) Erfolgsgeschichte[note]Das Verwenden des Wortes in diesem Zusammenhang ist arg schief. Trotzdem soll es hier verwandt werden, da der Verlag mit seiner Arbeit eine literatur-/kulturhistorische und -politische Glanzleistung darstellt. In der Rückschau ist dieses Projekt unter derart widrigen Umständen nur als Erfolg bezeichnet werden.[/note]. Landshoff holte seine Autoren nach und bei Querido wurden Werke wie Feuchtwangers Wartesaal-Trilogie, Eine Jugend in Deutschland von Ernst Toller, Der Haß von Heinrich Mann oder Erziehung vor Verdun von Arnold Zweig verlegt. Die Liste der Autoren reicht von Döblin über diverse Manns, Irmgard Keun und Joseph Roth bis Albert Einstein. Erstmals erschienen Klaus Manns Mephisto bei Querido, genauso wie eine erste Version des Felix Krull des Vaters oder der Henri Quartre des Onkels, Klaus betrieb unter dem Dach von Querido zusammen mit Landshoff das hochambitionierte Projekt Die Sammlung.

Am 1.8.33 emigrierte Landshoff nach Amsterdam, wo er eine leitende Stellung bei dem Querido-Verlag übernahm. Dieser Verlag ist das Sprachrohr emigrierter und grösstenteils ausgebürgerter Schriftsteller, wie z.B. Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann, Klaus Mann, Oskar Maria Graf, Ernst Toller, Albert Einstein u.a. Auch hier hat Landshoff dafür gesorgt, dass der Querido-Verlag die gleiche üble Rolle spielt wie der frühere Kiepenheuer-Verlag. Dieser Verlag beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Herausgabe von Literatur, die teils ausgesprochen deutschfeindlich ist und andernteils weltanschaulich zersetzend wirkt.

Aus dem Briefwechsel der Gestapo mit dem Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren

In ihrem beim Berenberg Verlag erschienen Buch Hölle und Paradies – Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur begibt sich Bettina Baltschev auf die Reise durch Amsterdam und vollzieht die Stationen Landshoffs und der Exilliteratur nach. Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, ist diese Dokumentation vor allem eine Respektsbekundung für Fritz Landshoff, die aber nicht ohne die bedeutenden Leistungen von Emanuel Querido oder die „Konkurrenz“ des Allert de Lange Verlags, die Werke und Persönlichkeiten der Autoren erzählt werden kann.

Anders als George Prochnik in seinem Stefan Zweig Buch gelingt Bettina Baltschev das Einfügen der eigenen Person in den Text, der persönliche Einschlag ist unaufdringlich, die Spaziergänge und Begegnungen dienen erkennbar dem Fortgang des Buches – mehr noch machen diese Beschreibungen Lust ihre Wege und damit die Wege eines dunklen Kapitels in der deutschen Literatur nachzugehen und den vielen Menschen zu begegnen, die gegen dieses Dunkel ankämpften.

Solange es noch einen Mensch gibt, der deutsch liest, werde ich weiterverlegen, und wenn der gestorben ist, werde ich es erst recht tun.

Fritz Landshoff in einem Brief an Vicki Baum

 

Warum liest Du keine Gedichte?

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„Zum einen gibt es eine lebendige Lyrik-Schreibszene, viele Töne, sehr gute deutschsprachige Lyrik aus vielen verschiedenen Quellen, von ganz unterschiedlichen Altersgruppen, die sich aneinander reiben. Auch der  Zustrom zu Festival-Lesungen ist bekanntlich immer noch gut, und natürlich trägt das Internet noch einmal ganz anderes zur Möglichkeit bei, Lyrik überhaupt wahrzunehmen und zu rezipieren. Doch im Buchwesen sieht es traurig aus: Die tatsächlichen Buchverkäufe halten in keiner Weise mit, Lyrik wird in den großen Verlagsprogrammen zunehmend marginalisiert, sie wird manchmal nur noch mitverlegt, weil ein Autor andere Genres bedient, sie wandert ab, und das Geld wandert ab aus diesem Beruf“, sagt Ulrike Draesner im Gespräch mit Volltext und hat damit natürlich recht.

Wird so wenig Lyrik gelesen, weil zu wenig Lyrik besprochen wird oder wird so wenig Lyrik besprochen, weil so wenige potentielle Leser zu erreichen sind?

Gibt es zu auch Du liest selten Gedichte – aber warum? [Mehrfachnennung möglich.]
Fehlt eine Antwort, schreibe sie gerne in die Kommentare.

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Walter Benjamin: Der gute Schriftsteller

paul klee Walter Benjamin: Der gute Schriftsteller

Der gute Schriftsteller sagt nicht mehr, als er denkt. Und darauf kommt viel an. Das Sagen ist nämlich nicht nur der Ausdruck, sondern die Realisierung des Denkens. So ist das Gehen nicht nur der Ausdruck des Wunsches, ein Ziel zu erreichen, sondern seine Realisierung. Von welcher Art aber die Realisierung ist: ob sie dem Ziel präzis gerecht wird oder sich geil und unscharf an den Wunsch verliert – das hängt vom Training dessen ab, der unterwegs ist. Je mehr er sich in Zucht hat und die überflüssigen, ausfahrenden und schlenkernden Bewegungen vermeidet, desto mehr tut jede Körperhaltung sich selbst genug, und desto sachgemäßer ist ihr Einsatz. Dem schlechten Schriftsteller fällt vieles ein, worin er sich so auslebt wie der schlechte und ungeschulte Läufer in den schlaffen und schwungvollen Bewegungen der Glieder. Doch eben darum kann er niemals nüchtern das sagen, was er denkt. Es ist die Gabe des guten Schriftstellers, das Schauspiel, das ein geistvoll durchtrainierter Körper bietet, mit seinem Stil dem Denken zu gewähren. Er sagt nie mehr, als er gedacht hat. So kommt sein Schreiben nicht ihm selber, sondern allein dem, was er sagen will, zugute.

Felix Jud: Die schönste Buchhandlung Hamburgs

felix jud hamburg buchhandlung

Die heutigen Rufe der schlechten Zeiten der Branche klingen wie Hohn, bedenkt man, dass ein 24 Jähriger im November 1923 in Hamburg eine Buchhandlung eröffnet. Es ist kurz nach dem Hitlerputsch, Deutschland ist von politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten gebeutelt, als Felix Jud Einladungen in seine „Bücherstube“ verschickt:

Allen Verhältnissen zum Trotz – im Glauben an eine bessere Zukunft Deutschlands und im Vertrauen auf das literarisch gebildete Hamburger Publikum – haben wir uns entschlossen, eine neue Buchhandlung zu eröffnen.

Chuzpe ist eine Mischung aus zielgerichteter, intelligenter Unverschämtheit, charmanter Penetranz und unwiderstehlicher Dreistigkeit, definiert man bei Wikipedia. Das Bild Juds würde, sprichwörtlich, gut daneben passen. Er fuhr in der Einladung fort, seine Bücherstube solle eine Pflegestätte sein für das gute und schöne Buch, für Publikationen über alte und moderne Kunst und für Bücher über Philosophie.

Felix Jud verkaufte vertrauenswürdigen Kunden regimekritische Literatur und unterhielt Kontakte zum Hamburger Zweig der „Weißen Rose“. Am 18. Dezember 1943 verhaftete ihn daher die Gestapo. Bis April 1945 saß er im Gefängnis in Fuhlsbüttel und im KZ Neuengamme bei Hamburg, der Volksgerichtshof verurteilte ihn noch zu einer Zuchthausstrafe von vier Jahren, der aber die Befreiung durch die Alliierten zuvorkam. 1985 starb Jud und übergab die Geschäfte seinem Nachfolger Wilfried Weber. Dieser arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits 23 Jahre bei ihm.

„Cher Ami“ faxt Karl Lagerfeld

Mit Wilfried Weber treffe ich mich Mitte Mai am Neuen Wall 13, unweit der U-Bahn Haltestelle Jungfernstieg. Jeder Hamburg Reiseführer nennt diese Adresse, beschreibt die hohen Fenster, die immer einfallsreich gestaltet werden. Ich bin – natürlich – bereits Kunde, aber wir haben uns für ein Gespräch verabredet. „Was wollen die Kunden, was können wir bieten und wie müssen wir uns weiterentwickeln?“, fragt der wie stets elegant gekleidete Buchhändler, „denn nur über Weiterentwicklung können wir bestehen.“ Daher interessieren sich Weber und seine Mitarbeiter auch dafür wie Literatur im Internet präsentiert und besprochen wird. Dass dies nicht nur leere Phrase ist, belegen nicht nur die zweieinhalb Stunden, die Weber sich für mich Zeit nimmt, sondern die Vielzahl seiner Aktivitäten rund um (Buch-)Kultur.

Weber, der vom Leiter des Hamburger Literaturhauses Prof. Moritz als „Grandseigneur der Hamburger Literaturszene“ bezeichnet wird, saß in unzähligen Jurys, engagiert sich in der und für die Kunsthalle, ist gern gesehener Gesprächs- und Interviewpartner, sowie Gründer der 5plus-Buchhandlungen. Zuletzt etablierte man bei Felix Jud eine Reihe für jüngere Literatur, so kommt die äußerst treue Stammkundschaft neuerdings in den Genuss von Jan Wagner, Leif Randt oder Saša Stanišić stets moderiert von Ulrich Greiner, dem ehemaligen Feuilletonchef der ZEIT, der ebenso Stammkunde ist, wie sein Vorgänger Raddatz es war, der wiederum seine letzte Lesung hier veranstaltete. Siegfried Unseld („Don Siegfried“) rief in Hamburg an, als er „aus Versehen“ selbst eine Buchhandlung in Frankfurt erwarb. Und solch Kundenstamm und Beziehungen führen nicht selten zu Synergieeffekten mit beeindruckender Reichweite. Karl Lagerfeld ist Kunde Webers, ein beachtlicher Stoß handschriftlicher Bestellungen in der ausladenden Handschrift Lagerfelds liegt vor uns dem Schreibtisch. Als die Kunsthalle ein modernes Pendant zu der Kunst Anselm Feuerbachs sucht, vermittelt Weber ihr KL.

Der Grandseigneur stieß die Gründung des Literaturhauses in Hamburg an. Mit den Werken des langjährigen Stammkunden Horst Janssen wurde der Grundstein für den Kunsthandel gelegt, der heute ebenso selbstverständlich in die Buch- und Kunsthandlung gehört wie das Antiquariat. Max Liebermann, Marc Chagall, Joan Miró, Alberto Giacometti die Namen der hier vertretenen Künstler liest sich klangvoll wie die der Schriftsteller, die hier lesen und lasen.

Es war mein „Stadt-Tag“, also ging ich zum Herrn Weber in die Bücherstube Felix Jud […].
Fritz J. Raddatz – Tagebücher, 9. März 2011

Doch diese Geschichte und die imposanten Räumlichkeiten sind nicht nur Grund zu Freude. „Wir sind ein offenes Haus, aber inzwischen betrachten uns viele als eintrittsfreies Museum“, sagt Weber, der auch als Kaufmann denken muss. Dem verstorbenen Eigentümer der Buchhandlung zum Wetzstein, Thomas Bader, ging es ähnlich: „Mir geht diese Musealisierung auf den Wecker. Die Leute kommen rein, wollen sich mit mir unterhalten und sagen im besten Fall schönen Dank, kaufen aber nichts.“ Enttäuschen muss Weber auch viele Leute, die ihm spontan ein antiquarisches Buch zum Kauf andienen, schon der beschränkte Platz in den drei Vitrinen macht eine gründliche Auswahl nötig. „Wenn ich ein barockes Werk in den Händen halte und darin blättere, es riecht gut, das 18. Jahrhundert kommt einem entgegen, dann entsteht natürlich erst einmal Achtung – aber dann entsteht Unsicherheit und natürlich auch die Hoffnung, dass es sich um etwas bedeutendes handelt.“ Die meisten der verliebten Laien, mit vermeintlichem Schatz unter dem Arm, muss er aber enttäuschen.

„Wir sind sehr eigenartig, wir sind besessen“

Vom Schreibtisch begeben wir uns ein halbes Stockwerk tiefer zu den Vitrinen des Antiquariats. Schwerpunkte sind Hamburger Stadtgeschichte, Aby Warburg, Künstlerbücher, historische Reiseberichte und illustrierte Märchenbücher, aber selbstverständlich auch bedeutende Erstausgaben deutscher Literatur. „Die Attraktivität dieser Firma macht auch das Zusammenspiel von Buchhandlung, Antiquariat und Kunsthandel aus“, sagt Weber. „Wenn ein Kunde hereinkommt und nach Thomas Mann fragt, dann haben wir nicht nur im Parterre fast alles lieferbare, einschließlich der Werkeausgaben, sondern haben immer auch signierte Erstausgaben. Unabhängig natürlich davon, ob dann der Kunde, der harmlos fragend hier reinkommt, hinterher sich versteigt zu einer tollen Ausgabe, man kann ihm was erzählen, so kommt man ins Gespräch und das ist genauso auf die Kunst übertragbar.“

„Wer zu uns kommt, sucht den Dialog, möchte Rat, lässt sich inspirieren. Das Bedürfnis nach solchen Räumen, wo man Besonderes findet, scheint nicht erloschen zu sein.“
Marina Krauth im Hamburger Abendblatt

Die Bücher des Antiquariats sind bei Felix Jud hinter Glas verschlossen. Nicht auszudenken was grapschende Laufkundschaft nach der Currywurst des Mö-Grills hier für Schäden anrichten könnte. Mein Blick fiel bereits vorhin auf eine Nietzsche Ausgabe, die Henry van de Velde gestaltet hat. Wilfried Weber löst die Schlösser und nimmt den Band heraus. Laie, der ich bin, erstarre ich leicht, als der Antiquar zu blättern beginnt. Es ist kein zaghaftes Seiten umlegen, sondern Blättern im Wortsinn. „Aber es ist doch ein Gebrauchsgegenstand – zwar einer von Rang – aber es bleibt doch ein Gebrauchsgegenstand“, stellt er fest und fügt an, dass er es sich konsequenterweise auch vorstellen könnte mit diesem Buch abends auf dem Sofa zu sitzen. „Außerdem ist es ja gar nicht so bedeutend und kostet nur 380 Euro.“ Anders sähe das bei einer Zarathustra Ausgabe aus, die momentan gehandelt würde. Es gibt nur zwei Exemplare der Vorzugsausgabe, auf Japanpapier und in rotes Maroquin gebunden, ebenfalls komplett gestaltet von Henry van de Velde, die Schätzung beläuft sich auf 75.000 Euro, wenn Weber diese hätte, sagt er, säße er mit ihr nicht auf dem Sofa, sondern am Schreibtisch.

ecce homo friedrich nietzsche henry van de velde
Das Titelblatt der von Henry van de Velde gestaltete „Ecce Homo“ Ausgabe

Weber zeigt mir viele verschiedene Stücke, die die ganze Bandbreite seines Antiquariats widerspiegeln: Eine Ausgabe des Theuerdanks, ein Druck von 1517 mit 118 kolorierten Holzschnitten, in Auftrag gegeben von Kaiser Maximilian I., Künstlerbücher von Max Ernst oder Picasso, Della vera tranquillità dell’animo von Isabella Sforza, das bei seinem letzten Besuch Umberto Eco fast erwarb, illustrierte Märchenbücher, bedeutende Ausgaben moderner deutscher Literatur. Zu jedem weiß Weber eine Geschichte, kennt die Provenienz, jedes Stück begeistert ihn auf andere Weise.

„Man muss anhaltend neugierig sein“

Als ich von seiner besonderen Karriere als Buchhändler spreche, winkt Weber ab. Man könne doch nicht von einer Karriere sprechen, es handele sich vielmehr um besondere Arbeitsumstände, von denen er profitiert habe und die, da stimmt er mir zu, so heute nicht mehr vorhanden seien.

„Die Gefahr von Halbintellektuellen, zu denen ich uns zähle, ist immer sich selbst zu ernst zu nehmen. Wir sind Vermittler und müssen dazu natürlich einiges wissen und einiges leisten, aber das ist es dann auch.“ Daher spricht Weber, der im zweieinhalbstündigen Gespräch nie müde wird interessante Geschichten zu erzählen, Wissen und Erfahrungen zu teilen, während er Kunst, Bücher und Kultur erklärt, mehrmals davon, wie wichtig ihm die Fähigkeit der Selbstironie ist. Wichtiger als diese ist aber wohl die Leidenschaft, die Passion für Literatur. „Wir alle hier sind besessen“, sagt er. Dazu ist jeder der Mitarbeiter Spezialist auf verschiedenen Gebieten. Klaus Lameier gestaltet nicht nur die Schaufenster (einige Beispiele gibt es hier), sondern ist ein Fachmann für Genealogie und Kunst. Marina Krauth, die bei Felix Jud selbst gelernt hat, studierte später Germanistik und Kunstgeschichte, arbeitete beim Kunstbuchverlag Prestel und beim Verlag George Braziller in New York, bevor sie 1993 wieder bei Felix Jud einstieg und seitdem mit Wilfried Weber die Geschäftsführung bildet. Auch Sandra Hiemer ist Kunsthistorikerin, betreute als Herausgeberin ebenso die Veröffentlichung der Briefe Hans Henny Jahnns wie heute die Vorbereitung der Chronik der Buchhandlung. Annegret Schult ist die erste Ansprechpartnerin im Haus, wenn es um aktuelle Belletristik geht. Völlig unabhängig von Trends wählt sie aus was auf dem Tisch direkt gegenüber der Eingangstür ausliegen darf. „Annegret hilft tüchtig mit, dass der Elfenbein Verlag, ein Ein-Mann-Unternehmen, bestehen bleibt“, lacht Weber, denn Frau Schult hat momentan Anthony Powells zwölfbändiger Romanzyklus „Ein Tanz zur Musik der Zeit“ zu ihrer liebsten Empfehlung gekürt. Wilfried Weber wiederum weiß wieder sofort wo sich das dem Zyklus den Namen gebende Bild von Nicolas Poussin gerade befindet (in der Wallace Collection in London, deren Leiter Christoph Martin Vogtherr, im Oktober in die Kunsthalle wechselt). Was andere betriebswirtschaftlich betrachtet vielleicht als Synergien bezeichnen würden, gehört hier zum Konzept: Die Mitarbeiter ergänzen sich.

Das Vorhaben Felix Juds bei Gründung seiner Bücherstube eine Pflegestätte für das gute und schöne Buch zu etablieren, ist gelungen. Wie jeder Reiseführer kann auch ich nur empfehlen Felix Jud zu besuchen. Man braucht dort nicht, wie in die anderen Geschäfte der „Luxuswüste Neuer Wall“ (Weber), verschüchtert einzutreten, sondern ist willkommen und wird von Fachleuten für Literatur, Büchern und Kunst äußerst kompetent beraten werden. „Empfehlungen? Da sind wir ja hemmungslos!“, lacht Wilfried Weber am Ende unseres Gesprächs.

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Friedrich Forssman – Wie ich Bücher gestalte – Ästhetik des Buches

Friedrich Forssman wie ich bücher gestalte ästhetik des buches wallstein göttingenSchon in der Überschrift dieses Artikel ist ein schwerer gestalterischer Fehler, der sich komplett durch den gesamten Artikel zieht. Zwar sind Schriftart und Größe gut lesbar und (in meinen Augen) einigermaßen hübsch gewählt, doch sind das Bindestriche oder Gedankenstriche? Anders als Word, und auch dort gelingt es nicht immer, werden hier nicht automatisch Strichlängen angepasst, denn es gibt – (Bindestriche) und – (Gedankenstriche). Man kann nur hoffen, dass Friedrich Forssman diesen Blog nicht liest! [note]Nach Durchsicht der Online-Version des Artikels fällt mir gerade auf, dass WordPress nicht nur nicht korrigiert, sondern gar nicht unterscheidet: alle Striche sind Gedankenstriche.[/note]

Denn bei Friedrich Forssman, dem Internetmenschen durch seinen eBook-Rant bekannt, ging ich achtzig Seiten in die Lehre. Wie ich Bücher gestalte heißt der Werkstattbericht des Buchgestalters und Typographen, der beim Göttinger Wallstein Verlag in der Reihe Ästhetik des Buches erschienen ist. In dieser widmen sich Autoren aus verschiedenen Disziplinen den einzigartigen ästhetischen, kulurellen und wahrnehmungspsychologischen Qualitäten des gedruckten Buches.

Forssman schreibt auch für Laien anschaulich über die Grundlagen der Buchgestaltung, die Gestaltung als Handwerk und (hier liegt ein bedeutender Unterschied!) Kunsthandwerk. In vier Teilen – Das Allgemeine, das Besondere, Das Innere, Das Äußere – gibt er nicht nur Einblick in die Tätigkeit selbst, sondern vermittelt auch seine Vorstellungen eines gelungen gestalteten Buchs. Ein fester Bestand ist für ihn hierbei etwa das Gestalten von Innen nach Außen, um im Anschluss einen Überblick über Vorteile verschiedener Schriftarten zu geben und wie diese zu setzen sind. Die Fachsprache des Setzers liest man nicht ohne Schmunzel: Geringe x-Höhe, recht glatt und vernünftigt, etwas spitz und scharf, in der Anwendung nicht sehr gutmütig.

Natürlich ist Lesbarkeit wichtig, sie ist aber nicht alles. Gestalten heißt auch, dem Benutzer gewisse Unbequemlichkeiten zuzumuten und ihm zuzutrauen, daß er Entscheidungen nachvollziehen kann und billigt, die zuungunsten des vordergründigen Funktionierens getroffen wurden, dafür zugunsten eines größeren Behagens, einer – etwas pathetisch gesagt – „höheren Richtigkeit“.

Kein altes Medium

Und, übrigens: Ich möchte nie, nie wieder auf ein Podium geladen werden – als amüsantes Buch-Fossil, als Kontrastprogramm zu den Zukunftsvisionären in Form von Google-Oligarchen, Börsenvereins-Geldverbrennern und analphabetischen Digitalhipstern mit ADHS im Vollbild – und mir noch ein weiteres Mal anhören müssen, »daß ja noch nie ein neues Medium ein altes Medium verdrängt habe«.

Friedrich Forssman

Die Erfüllung dieses Wunsches liegt nicht in meinen Händen, und der Streit ausgekaut. Wie man aber das alte Medium so gestaltet, dass es eine Kunst ist, erfährt man unterhaltsam und lehrreich von Forssman. Wie kunstvoll dann ein von Forssman gestalteter Text, wie wunderschön er ist, ein Blick in die Leseprobe der Kritische Gesamtausgabe von Walter Benjamin genügt, um dies zu erkennen. Um die Kunst wirklich wertschätzen zu können, sollte man aber Wie ich Bücher gestalte lesen, erst dann kann man wirklich ermessen wie viel Hirnschmalz und gestalterische Kreativität in stimmiger Buchgestaltung steckt.

Zu den vielen guten Eigenschaften von Büchern gehört, daß sie alt werden – wenn sie gut hergestellt sind, halten sie sogar ewig; wenn sie gut gestaltet sind, sind die Abnutzungsspuren vorgesehen und eingeplant.

Beitragsbild: The British Museum (CC BY-NC-SA 4.0)
Nachweis der Grafik zur Typographie

Walter Benjamin: Kriminalromane, auf Reisen

Die wenigsten lesen im Eisenbahnwagen Bücher, die sie zu Hause im Regal stehen haben, kaufen lieber, was sich im letzten Augenblick ihnen bietet. Der Wirkung von langer Hand bereitgestellter Bände mißtrauen sie und mit Recht. Außerdem legen sie vielleicht Wert darauf, gerade am buntbewimpelten Fahrgestell auf dem Asphalt des Perrons ihren Kauf zu machen. Jeder kennt ja den Kultus, zu dem es einlädt. Jeder hat schon einmal nach den gehißten, schwankenden Bänden gegriffen, weniger aus Lesefreude als im dunklen Gefühle, etwas zu tun, was den Göttern der Eisenbahn wohlgefällt. Er weiß, die Münzen, die er diesem Opferstock weiht, empfehlen ihn der Schonung des Kesselgottes, der durch die Nacht glüht, der Rauchnajaden, die sich über dem Zuge tummeln, und des Stuckerdämons, der Herr über alle Schlaflieder ist. Sie alle kennt er aus Träumen, kennt auch die Folge mythischer Prüfungen und Gefahren, die sich als »Eisenbahnfahrt« dem Zeitgeist empfohlen hält, und die unabsehbare Flucht raumzeitlicher Schwellen, über die sie sich hinbewegt, angefangen vom berühmten »Zu spät« des Zurückbleibenden, dem Urbild aller Versäumnis, bis zur Einsamkeit des Abteils, zur Angst, den Anschluß zu verpassen, zum Grauen der unbekannten Halle, in die er einfährt. Ahnungslos fühlt er sich in eine Gigantomachie verwickelt und erkennt in sich selber den sprachlosen Zeugen des Kampfes zwischen Eisenbahn- und Stationsgöttern.

Similia similibus. Die Betäubung der einen Angst durch die andere ist seine Rettung. Zwischen den frisch zertrennten Blättern der Kriminalromane sucht er die müßigen, gewissermaßen jungfräulichen Beklemmungen, die ihm über die archaischen der Reise hinweghelfen könnten. Er mag auf diesem Wege bis zum Frivolen gehen und sich Sven Elvestad mit seinem Freund Asbjörn Krag, Frank Heller und Herrn Collins zu Reisegefährten machen. Aber diese smarte Gesellschaft ist nicht nach jedermanns Geschmack. Vielleicht wünscht man sich zu Ehren des Kursbuchs einen exakteren Begleiter, wie Leo Perutz, der die kräftig rhythmisierten und synkopierten Erzählungen verfaßte, deren Stationen mit der Uhr in der Hand wie Provinznester, die an der Strecke liegen, durchflogen werden; oder einen, der mehr Verständnis für die Ungewißheit der Zukunft, der man entgegenfährt, für die ungelösten Rätsel, die man zurückließ, aufbringt; dann wird man mit Gaston Leroux zusammen fahren und über dem »Phantom der Oper« und dem »Parfüm der Dame in Schwarz« sich bald wie ein Insasse des »Geisterzugs« vorkommen, der voriges Jahr über die deutschen Bühnen gerast ist. Oder man denke an Sherlock Holmes und seinen Freund Watson, wie sie das Unheimlich-Heimliche eines verstaubten zweiter Klasse-Coupés würden zur Geltung zu bringen wissen, beide als Fahrgäste in ihr Schweigen versunken, der eine hinterm Paravent einer Zeitung, der andere hinter einem Vorhang aus Rauchwolken. Vielleicht auch, daß all diese Geistergestalten vor dem Bild sich in nichts auflösen, das aus den unvergeßlichen Kriminalbüchern der A.K. Green als Porträt ihrer Verfasserin vor uns aufsteigt. Die muß man sich als alte Dame im Kapotthütchen vorstellen, die gleich gut in den verwickelten Verwandtschaften ihrer Heldinnen wie in den riesigen, knarrenden Schränken Bescheid weiß, in deren einem, nach dem englischen Sprichwort, jede Familie ein Skelett stehen hat. Ihre kurzen Geschichten haben gerade die Länge des Gotthard-Tunnels und ihre großen Romane »Hinter verschlossenen Türen«, »Im Nachbarhaus« blühen im violett verhüllten Coupélicht auf wie die Nachtviolen.

Soviel von dem, was das Lesen dem Reisenden leistet. Aber was leistet nicht die Reise dem Leser? Wann sonst ist er ins Lesen so eingetan und kann dem Dasein seines Helden so sicher sein eigenes beigemischt fühlen? Ist sein Leib nicht das Weberschiffchen, das im Takte der Räder unermüdlich den Zettel, das Schicksalsbuch seines Helden, durchschießt? Man hat in der Postkutsche nicht gelesen und man liest nicht im Auto. Reiselektüre ist so mit Eisenbahnfahren verbunden wie der Aufenthalt an Bahnhöfen. Bekanntlich gleichen viele Bahnhöfe Kathedralen. Wir aber wollen es den fahrbaren, grellbunten kleinen Altären, die ein Ministrant der Neugier, der Geistesabwesenheit und der Sensation schreiend am Zuge vorbeijagt, danken, wenn wir, für ein paar Stunden in das vorüberfliehende Land wie in einen wehenden Schal gekuschelt, die Schauer der Spannung und die Rhythmen der Räder über unseren Rücken dahingehen fühlen.

Aus: Walter Benjamin – Kurze Prosa

Amazon Affiliate Programm auf Literaturblogs

Momentan erschüttert erneut die unendliche Geschichte der Vor- und Nachteile des Kaufens bei Amazon die Bloggerszene. Hierbei geht es nicht nur, darum ob man als Leser seine Bücher beim ewig beschworenen Internetriesen kauft, tatäschliche oder vorgegaukelte Bequemlichkeit, Auswahl, Service etc, sondern auch um die Frage, ob Blogger ihre Seele und/oder Glaubwürdigkeit verkaufen, wenn sie Amazon über das Affiliate Programm verlinken (Wikipedia: internetgestützte Vertriebsarten, bei denen in der Regel ein kommerzieller Anbieter seine Vertriebspartner durch Provisionen vergütet. Der Produktanbieter stellt hierbei Werbemittel zur Verfügung, die der Affiliate auf seinen Webseiten verwendet oder über andere Kanäle wie Keyword-Advertising oder E-Mail-Marketing einsetzen kann) und damit an der Zerstörung der Buchhandlungskultur mitverdienen (so die Kritiker) oder sich nur ihren Teil vom Kuchen für das unbezahlte Bloggen nehmen (die Befürworter).

Der bequeme Leser kann schnell abstimmen, der Rabauke und Konstruktive mit Zeit (abstimmen und) seine Meinung in die Kommentare posten.

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Blogs und Urheberrecht (Teil 1) – Welche Texte genießen urheberrechtlichen Schutz

bibliothek libary 54books Blogs und Urheberrecht

Die erste Fassung des Textes lehnte sich stark an die Rezension von A. an. Das entspricht nicht den Standards, nach denen wir bei ze.tt arbeiten wollen. Deshalb haben wir uns entschlossen, den Beitrag zu verändern. Die Redaktion/mh

Es gab in den letzten Wochen zwei bekanntgewordene[note]Dunkelziffer höher? Gerne in die Kommentare posten![/note] Fälle von Plagiaten in der Literaturblogosphäre, beide nicht von anderen Bloggern oder kleinen Provinzblättchen begangen. Nicht, dass dies etwas an der Verwerflichkeit an sich ändern würde, es ist vielmehr Reichweite, Standesethos und der eigene Leumund – von [echten] Journalisten gerne als Monstranz zur Abgrenzung von Bloggern vor der eigenen Arbeit hergetragen – die das Kopfschütteln etwas verstärken. Neben Ze.tt, trotz der Selbstberühmung journalistischer Standards, eher bekannt für Artikel dieses Kalibers, bediente sich auch das Hamburger Abendblatt bei einer Bloggerin.

Blogs und Urheberrecht

Niemand muss das Urhebergesetz (UrhG) komplett lesen und verstehen, um zu wissen welche Rechte er hat und welche er achten muss. Die bloße Lektüre wird dazu Nichtjuristen wenig hilfreich sein. Daher wird es in der kommenden Zeit an dieser Stelle eine Einführung zu klassischen Problemen des Urheberrechts im Internet, speziell in Bezug auf Blogs, geben. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Frage was an Texten überhaupt Urheberrechtsschutz genießt.

Teil zwei wird tiefer in die konkrete Gattung des Sprach- und Schriftwerks eintauchen, im dritten Teil werde ich erläutern, welche Rechte ihr durch diesen Schutz genießt. Ausführungen zu Abmahnungen, Teil vier, und klugem Verhalten werden sich anschließen.

Tl;dr:

  • Dein Blogartikel genießt (in der Regel) urheberrechtlichen Schutz!

  • Will man etwas richtig verstehen, muss man erstmal die Grundlagen lernen.

Das UrhG meint es, zumindest auf den ersten Blick, gut mit seinem Leser und erklärt bereits zu Anfang, welche Werke geschützt werden:

§ 2 Geschützte Werke

(1) Zu den geschützten Werken der Literatur, Wissenschaft und Kunst gehören insbesondere:

1. Sprachwerke, […]

Möchte der Leser wissen, ob sein Telefonbuch, sein Gedicht oder sein Blogartikel in die Nähe von urheberrechtlichem Schutz kommt, muss er somit zu herausfinden, was ein Sprachwerk ist.

Deutsche Sprache ist Sprache

Im Folgenden gehen wir davon aus, dass ihr euern Text in Deutsch verfasst.[note]Gleiches gilt natürlich auch für Englisch und alle anderen „normalen“ Sprachen. Einzelheiten zu Elbisch und c++ klammern wir stattdessen der Einfachheit halber lieber aus.[/note] Die deutsche Sprache ist Sprache, auch im Rechtssinn.

Ihr schreibt nur ein einzelnes Wort, weil ihr einen sehr begrenzten Wortschatz habt? („Urheberrecht“) Natürlich ist das Sprache. Ihr schreibt das Wort falsch, weil ihr nicht nur einen sehr begrenzten Wortschatz habt, sondern diesen nicht einmal beherrscht? („Urhäberrecht“)? Das ist falsch geschriebenes Deutsch (Sprache), aber Sprache.

Ein Wort ist für ein Werk etwas wenig. Mit dieser oder jeder anderen Sprache kann man aber nun sehr viel anstellen: Romane, Geschichten, Gedichte, Dramen und Theaterstücke schreiben, Novellen, Kurzgeschichten, Sachbücher. Man kann Telefonbücher mit ihr füllen (Namen und Werbung sind Sprache) oder Tabellen, Bedienungsanleitung, Zeitungsartikel, Blogbeiträge und Leserbriefe.

Die einzelnen Wörter gehören aber allen, auch den Menschen, die Schindluder damit treiben. Außerdem wird wohl kaum: „Ich mag es, wenn die Sonne draußen scheint“[note]Zur Schutzfähigkeit einzelner Sätze, z.B. als Werbesloagans, in Teil zwei.[/note] (zweifelsohne Sprache) irgendwelche Rechte nach dem Urhebergesetz genießen, sonst könnte ja der, der das als erster gesagt hat andere Sonnenanbeter abmahnen. Daher braucht es noch mehr, um in den Genuss dieses Urheberschutzes zu gelangen.

Sprach-Werk

Dieses schutzbringende Mehr finden wir in § 2 Abs. 2 UrhG.

§ 2 Geschützte Werke

(2) Werke im Sinne dieses Gesetzes sind nur persönliche geistige Schöpfungen.

Mein Sprachgebilde wird demnach nur geschützt, wenn es eine persönliche, geistige Schöpfung ist.

I. persönlich, geistig

Persönlich ist einzig dasjenige, was ein Mensch geschaffen hat. Man darf sich dabei zwar technischer Hilfsmittel bedienen (dieser Text entstand mit Hilfe eines Textverarbeitungsprogramms), wenn aber die Maschine selbstständig tätig wird, fehlt ein persönlicher Beitrag eines Menschen, es entsteht kein schutzfähiges Werk.

Auch ein Tier kann nicht Urheber sein und sei es ein noch so schöner Makake[note]http://www.spiegel.de/netzwelt/web/peta-klage-dieser-affe-hat-kein-urheberrecht-an-seinem-selfie-a-1070944.html – Dass der Fotograph ebenso kein Urheber ist, ist eigentlich klar, der hat ja gar nichts gemacht, außer seine Kamera rumliegen zu lassen.[/note]. Dagegen kann man sehr wohl der Urheber eines Textes sein, den einem Jesus von Nazaret in Wachträumen diktiert hat. Der Niederschreibende bleibt nach dem Schöpferprinzip Urheber, weil einem anderen die Urheberschaft nicht zugeordnet werden kann, urteilte das schrecklich säkular und ungläubige OLG Frankfurt am Main[note]OLG Frankfurt a. M., GRUR 2014, 863Jesus-Wachträumerin.[/note]. Das Kuriosum an diesem Fall: die Wachträumerin leugnet das eigene Urheberrecht und muss sich daher entgegenhalten lassen, dass sie aus der eigenen Urheberschaft an dem Werk keine Abwehrrechte geltend machen kann.

Zurück zum Alltag: Obwohl sich manche Blogartikel und Gedichte so lesen, als hätte sie eine Maschine geschrieben, die Voraussetzung des Persönlichen hat der Verfasser recht sicher erfüllt.

Jetzt wird es etwas schwieriger.

Geistig ist nicht spirituell, aber durch aus transzendental zu verstehen: Der menschliche Geist muss im Werk zum Ausdruck kommen. Denn das Werk ist nicht zwangsläufig das Werkstück, sondern ein Immaterialgut, das im Werkstück lediglich konkretisiert wird.[note]BGH, GRUR 2002, 532 – Unikatrahmen.[/note] Das Werk ist der geistige Gehalt[note]Dreier/Schulze, Urheberrechtsgesetz, § 2, Rn. 11.[/note]. (Man muss den Geist vielleicht etwas anstrengen, um den Gehalt dieses Satzes zu erfassen. Es lohnt aber durchaus.).

Einfacher: Werk ist nicht (nur) das was ihr daraus gemacht habt, sondern das was ihr in eurem Kopf in Bewegung setzen musstet, um überhaupt etwas zu schaffen. Es muss ein mittels Sprache ausgedrückter Gedanken- und/oder Gefühlsinhalt vorliegen.

[Tweet „“Das Werk ist der geistige Gehalt.““]

Das Werk muss trotzdem eine Form angenommen haben, in der die Wahrnehmung durch andere möglich ist, bloße Ideen sind nicht schutzfähig. Form ist dabei nicht nur eine Niederschrift, eine Skulptur oder ähnliches, sondern kann auch eine Rede oder eine musikalische Improvisation sein. Es ist unerheblich, ob das Werk veröffentlicht oder von anderen wahrgenommen wurde (auf die Möglichkeit kommt es an), auch muss es nicht in den Augen des Schaffenden oder anderer vollendet sein, Skizzen sind ebenfalls schutzfähig.

II. Schöpfung

Wer bis hierhin halbwegs mitgekommen ist, bekommt ein Fleißsternchen, denn jetzt wird es richtig knackig. Es wird ja nicht irgendetwas persönlich geistiges erwartet, sondern eine Schöpfung.

Mit dem Begriff Schöpfung wird im Allgemeinen ein Schaffensvorgang verbunden, der eine gewisse Gestaltungshöhe, einen Qualitätsgehalt besitzt. Von einer Schöpfung spricht man üblicherweise nur dann, wenn etwas noch nicht Dagewesenes geschaffen wird.[note]Dreier/Schulze, Urheberrechtsgesetz, § 2, Rn. 16.[/note]

Diese Gestaltungshöhe nennt man auch Schöpfungshöhe, Werkhöhe oder einen hinreichenden schöpferischen Eigentümlichkeitsgrad[note]BGH, GRUR 1988, 533 – Vorentwurf II.[/note]. Das heißt nicht, dass etwas völlig Neues geschaffen werden muss[note]Etwas nocht nicht Dagewesenes ist daher weit zu verstehen: nur weil es bereits Gedichte gab, sind neue nicht zwangsläufig nicht mehr schutzfähig, nur weil es bereits eine Eloge auf die Schönheit eurer Madame gibt, könnt ihr ruhig ein weiteres schreiben, das gleichfalls Schutz genießen kann.[/note], aber das Ergebnis muss so individuell/originell/eigentümlich sein, dass es sich von der Masse des Alltäglichen und von lediglich handwerklichen oder routinemäßigen Leistungen abhebt[note]BGH GRUR, 1987, 704 – Warenzeichenlexika.[/note].

Das Telefonbuch fällt da zum Beispiel nicht darunter, denn

bei einem Fernsprechverzeichnis handelt es sich um ein Nachschlagewerk, bei dem die darin enthaltenen Angaben – urheberrechtlich betrachtet – freies Gemeingut sind, so daß ein geistig-schöpferischer Gehalt in der Gedankenformung und -führung des wiedergegebenen Inhalts im Hinblick auf den geringen Spielraum für eine individuelle Gestaltung von vornherein ausscheidet.[note]BGH, GRUR 1999, 923, 924 – Tele-Info-CD.[/note]

Es liegt auf der Hand, dass das Sortieren von Namen und den Nummern von Fernsprechapparaten kein schöpferischer Akt ist.

Bescheidenes Maß an geistiger Tätigkeit

Die Anforderungen, die von der Rechtsprechung bisher an die urheberrechtliche Schutzfähigkeit gestellt worden sind, fallen je nach Werkart unterschiedlich aus. Für Sprachwerke reicht zum Beispiel schon ein bescheidenes Maß an geistiger Tätigkeit für urheberrechtlichen Schutz[note]BGH GRUR 1961, 85 – Pfiffikus-Dose; BGH, GRUR 1981, 520 – Fragensammlung[/note].

Entscheidend für die Schutzfähigkeit ist wie der Gestaltungsspielraum der Gattung genutzt wurde. Für Prosa, Lyrik und Essays steht ein so großer Gestaltungsspielraum an möglichen Handlungen, Formulierungen, Aufbau und Stilmitteln zur Verfügung, dass die einzelnen Werke in der Regel urheberrechtlich geschützt sind. Das gilt für das einfachste Gedicht, den banalsten Roman und das vulgärste Boulevardtheaterstück und ganz sicher auch für einen Zeitungs- oder Blogartikel.[note]Nordemann in: Loewenheim, Handbuch des Urheberrechts, § 9, Rn. 19.[/note]

Die Faustformel lautet daher:

Je größer der Gestaltungsspielraum für das betreffende Werk ausfällt, desto eher ist auch Urheberrechtsschutz zu bejahen[note]Dreier/Schulze, Urheberrechtsgesetz, § 2, Rn. 33[/note].

Und das heißt:

[Tweet „Dein Blogartikel genießt (in der Regel) urheberrechtlichen Schutz.“]

Prüfen wir mal gemeinsam durch:

  1. Habe ich Sprache verwendet?
  2. Bin ich ein Mensch?
  3. Liegt ein mittels Sprache ausgedrückter Gedanken- und/oder Gefühlsinhalt vor?
  4. Hat mein Etwas eine Form?
  5. Hat mein Arbeitsergebnis Schöpfungshöhe?

Das Ergebnis eurer Auswertung dürft ihr gerne in die Kommentare posten. Nächste Woche gibt es kluge und absurde Urteile deutscher Gerichte dazu was tatsächlich als Sprachwerk Schutz genießt.

[Tweet „Dieser Artikel war sehr lang, aber ich habe etwas gelernt.“]

[Tweet „Dieser Artikel war sehr dumm, ich konnte nichts lernen. Versuch Du es.“]

Sylvia Plath – Die Tagebücher

Wird auch oft gesucht: Emily Dickinson – Virgina Woolf

Grave of Sylvia Plath
Das Grab Sylvia Plaths in
Heptonstall, West Yorkshire
© Mark Anderson
CC BY-SA 2.0

Legendäre Lyrikerin und ebenso legendäre Selbstmörderin, der Name Sylvia Plath ist untrennbar mit beiden Attributen verbunden. Es kann daher keinen Text über sie geben, der beides nicht zumindest streift. Aus diesem Grund beginnt Elisabeth Bronfen ihre Studie über Plath mit der Kontroverse, ein eigentlich zu harmloses Wort für etwas, das der deutsche Jurist Störung der Totenruhe nennt (§ 168 Abs. 2 StGB), um das Grab der Dichterin*. Immer wieder wurde der Grabstein beschädigt. Die Nachkommen ließen diesen daher entfernen, doch ein anonymes Grab, das steht außer Frage, genügt nicht einer Frau, die ein solches Werk geschaffen hat, die solchen Einfluss auf die Literatur nach ihr nahm.

Der Streit, um den auf dem Grabstein stehenden Ehenamen Plaths (Hughes), lag auch daran wie Ted Hughes mit dem Erbe seiner Frau umging und wie der Feminismus Sylvia sehen will. Hughes, selbst Schriftsteller, doch bald vom posthumen Ruhm der verblichenen Frau überflügelt, war kein fürsorglicher Nachlassverwalter, sondern, so warfen ihm nicht nur die Jünger auch neutralere Außenstehende vor, vorrangig auf Schonung der eigenen Familie und Vermehrung des pekunären Erbes, als auf Förderung des Nachruhms und Heil für die Literatur(geschichte) aus. Ersteres möchte man ihm (fast) nachsehen, waren die Kinder beim Selbstmord der Mutter nebenan, nur durch nasse Handtücher, mit denen sie die Fugen der Küchentür vor Aufdrehen des Gashans abgedichtet hatte, vom eigenen Erstickungstod getrennt. Nicholas, damals erst ein Jahr alt, nahm sich fast fünfundvierzig Jahre später ebenfalls das Leben. Spätwirkungen durch den Tod der Mutter kann man zwar nicht sicher annehmen, der auf der Familie liegende Schatten dagegen ist offensichtlich. Hughes Vorsicht daher verständlich.

sylvia plath tagebücher diary diariesLetzteres ist dagegen unverzeihlich. Ted Hughes hat große Teile des Tagebuchs verbrannt, statt sie nur unter Verschluss zu halten, eine Band angeblich verloren, in vorherigen Ausgaben rigide zensiert. Die 1997 bei der Frankfurter Verlagsanstalt erschienene Fassung  ist aller Voraussicht nach die umfassendste Version, die noch zu erwarten ist. Denn auch nach Hughes Tod 1998 sind keine weiteren Streichungen, Auslassungen oder gar Teile wieder aufgetaucht, die angeblich verbrannten Hefte, anscheinend wirklich in Flammen aufgegangen, die verlorenen, verloren**.

Doch auch die vielen Auslassungen im vorliegenden Band können die Lektüre des fast funfhundert Seiten starken Diariums nicht weniger interessant machen. Auslassungen, die in Sorge für die vorgenommen wurden, die ihr Leben als Person in diesem Drama noch zu Ende leben müssen, so die Herausgeberin Frances McCullough. Auch wurden einige bösartige Spitzen – Plath hatte eine sehr scharfe Zunge und zwar so gut wie allen gegenüber – und Kürzungen ihrer ziemlich ausgeprägten Erotik wegen vorgenommen.

Die Aufzeichnungen setzen 1950, Plath ist 18, ein und enden 1962. Sie sind reich, üppig, voller Verlangen nach Lebendigkeit, voller hoher Erwartungen, schreibt die Übersetzerin Alissa Walser ganz richtig. Doch sie sind der Steinbruch, aus dem Plath für ihr gesamtes Werk schöpfte. Das Panoptikum eines Lebens, in dem alles dieses Ausmachende zu sehen ist: Der Schmerz und das Genie, Hoffnung und Depression, der Kampf um Anerkennung als Frau, wie als Schriftstellerin; der Lebenskonflikt einer jungen, intellektuell ambitionierten Frau in den Zwängen der 50er Jahre, in den Zwängen einer Ehe mit einem teils übermächtigen, beherrschenden Mann, in den Zwängen des Hausfrauen- und Mutterdaseins. Und bei der Lektüre wird immer wieder deutlich, warum Plath später zu einer Ikone des Feminismus wurde, nicht nur weil sie um Respekt für ihr Schaffen und ihre Rolle als Frau kämpfte, sondern eben auch weil sie daran zerbrach. Die Tragik ihres Schicksals und das Wissen um das Ende ihres Lebens machen die Lektüre besonders eindrücklich. Es ist die starke Stimme, einer immer wieder schwachen, aber nicht aufgebenden Frau, die schlussendlich zerrieben wird zwischen den eigenen Ambitionen, ihrem Genie und den Beschränkungen als Frau ihrer Zeit.

elisabeth bronfen sylvia plath coverSekundärlektüre ist nicht zwingend notwendig, um die Tagebücher zu verstehen, insbesondere da diese mit einführenden und erläuternden Worten der Herausgeberin versehen sind, doch will man die Welt Plaths erschließen, möchte man tiefer gehen, und das sollte man, nimmt man sich fünfhundert Seiten Innenleben vor, ist der Band von Elisabeth Bronfen, ebenfalls bei der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen, unerlässlich. Nicht immer publikumsnah geschrieben, aber tiefschürfend und nach kurzer Eingewöhnungszeit unterhaltsam, da sehr klug udn genau, setzt Bronfen sich mit dem Plath-Mythos, Sylvias autobiographischen Schriften, der Dichtung und ihrer Prosa auseinander.

Ted Hughes verabschiedete sich kurz vor seinem Tod übrigens mit dem Gedichtband Birthday Letters von seiner Frau, damals eine literarische Sensation. Zur Versöhnung mit allen Jüngern Plaths konnte dies nicht mehr führen, aber in Zusammenhang mit der Gesamtausgabe der Tagebücher, das musste man dem Mann zugestehen, die Gemeinde hatte ihn zu Unrecht verdammt. Sein Leben an der Seite Sylvias war alles andere als leicht, so Michael Maar.

Zur Lyrik wird an dieser Stelle ein zweiter Teil in Bälde folgen.

* Der Grabstein steht wieder, wie man sieht. Jäten müsste man aber mal. Stänkern und Namen ausmeißeln können immer alle, aber ein bisschen Unkraut zupfen ist dann zuviel.
** 2000 erschien eine weitere Ausgabe der Tagebücher, herausgegeben von Karen Kukil, The Unabridged Journals of Sylvia Plath, die allerdings nicht ins Deutsche übertragen wurden, in dieser sind lediglich einige Namen abgekürzt und insgesamt nur zwölf Sätze gestrichen.